“Eselgrün” ist ein Roman von Larissa Bendel und ist 2021 bei tredition erschienen.
Hinter dem ungewöhnlichen Titel verbirgt sich eine ebenso ungewöhnliche Geschichte. Um Online-Dating geht es laut Klappentext, um die Liebe und um eine Reise zu sich selbst. Protagonistin Marta ist mit Anfang Vierzig
oft enttäuscht worden, hat sich in hoffnungslosen Schwärmereien verloren und einige schmerzvolle…mehr“Eselgrün” ist ein Roman von Larissa Bendel und ist 2021 bei tredition erschienen.
Hinter dem ungewöhnlichen Titel verbirgt sich eine ebenso ungewöhnliche Geschichte. Um Online-Dating geht es laut Klappentext, um die Liebe und um eine Reise zu sich selbst. Protagonistin Marta ist mit Anfang Vierzig oft enttäuscht worden, hat sich in hoffnungslosen Schwärmereien verloren und einige schmerzvolle Trennungen hinter sich. “Eselgrün” ist ihr Pseudonym, mit dem sie sich in die Welt des Online-Datings wagt. Ein fast trivial anmutendes Thema. Doch weit gefehlt.
Die Autorin Larissa Bendel geht dieses Thema auf eine ganz eigene, anfangs gewöhnungsbedürftige Weise an. Eselgrün ist nicht einfach zu lesen, fällt aber auch nicht unter das Genre der leichten Unterhaltung. Zeitsprünge, Stilwechsel, zahlreiche Metaphern, das verlangt dem Leser viel ab, oder setzt zumindest einen gewissen Bildungsgrad voraus. Streckenweise ist es sehr poetisch, dann wiederum verwendet die Autorin kurze, prägnante Sätze, die die Dinge auf den Punkt bringen. Viel innerer Monolog, wenig direkte Rede. Dadurch gelingt der Autorin eine sehr überzeugende Charakterzeichnung ihrer Protagonistin, deren Innenleben hier schonungslos offen gelegt wird. Es geht in diesem Buch nicht so sehr um das Kennenlernen eines neuen Partners, sondern vielmehr um ein Kennenlernen des eigenen Ichs, mit all seinen Fehlern und Schwächen, die aber auch Stärken sind. Erinnerungen an die Kindheit, an die Zeit mit den Grosseltern, an Zurückweisungen, an das in der Schule erlittenen Mobbing kommen an die Oberfläche, ohne jedoch pathetisch zu wirken.
“Eselgrün” hat eine wahnsinnige Intensität und geht einem so richtig unter die Haut. Es dürfte eigentlich niemanden unberührt lassen, sei es aufgrund ähnlicher Erfahrungen, aus Dankbarkeit, dass man diese Erfahrungen (noch) nicht gemacht hat oder weil es ganz einfach ein Grundbedürfnis in uns anspricht, geliebt und akzeptiert zu werden. Nicht allein zu sein, jemandem vertrauen zu können. Besonders schön finde ich auch die Hommage an die Grosseltern und das Bild des unsichtbaren Bands, das für mich eine Art roter Faden ist und das Buch irgendwie abrundet.
Für mich war das Buch eine echte Überraschung und ein lohnenswerter Kauf.