Der Medizin des ausklingenden 20. Jahrhunderts - insbesondere im Bereich der Nervenheilkunde - stellen sich verstärkt Fragen nach dem Selbstbestimmungsrecht und der Würde des Patienten, nach den wachsenden Konflikten im Umgang mit Not, Schmerz und Krise, nach der Autorität des Therapeuten, aber auch nach den Grenzen des wissenschaftlichen FortschritÄs. Nirgendwo sind die diagnostischen Kriterien subjektiver, die Ermessungsspielräume weiter, die Grenzen zwischen gesund und krank fließender als in der Psychiatrie. Hier befindet sich der behandelnde Arzt in einem besonders starken Spannungsfeld zwischen individueller und sozialer Verantwortlichkeit, die Verletzlichkeit des Kranken in der ganzen Tie+ÄBseines Menschseins ist hier größer als in irgendeinem anderen medizinischen Bereich. Zwangshospitalisierung und Zwangsbehandlung sind extreme, aber bezeichnende Beispiele für die TrÄgweite der ethischen Probleme dieses Fachgebietes. In den Beiträgen dieses Bandes werden ethische Themenbereiche nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt. Untersucht wird sowohl die Rolle der Anthropologie und Metaphysik für die Herleitung ethischer Werte, die medizinethischen Prinzipien in ihrem Wandel als auch die praktischen Probleme, die sich dem Verantwortlichen in der täglichen Praxis stellen. Somit bietet das Buch eine umfassende Gesamtinformation und wichtige Grundlage für den notwendigen Dialog über ethische Probleme in der Psychiatrie.
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