Ethische Theorien beziehen sich auf das menschliche Leben von der Geburt bis zum Tod, seit einiger Zeit auch auf alles nichtmenschliche Leben. Sie wollen Maßstäbe für vernünftiges Handeln, für gerechte Lebensbedingungen und ein gutes gemeinschaftliches Leben entwickeln. Dieser umfassende Anspruch, so zeigt diese erzählende Einführung, lässt sich aber nicht erfüllen, denn die Reichweite ethischer Theorien ist begrenzt. Die Worte >Moral<, >Sitte<, >Sittlichkeit< und >Ethik< bedeuten nicht dasselbe, sind aber miteinander verwandt. Sitten leiten das Denken und Handeln mehr oder weniger bewusst, Ethiken begründen es. Für Begründungen benötigen Ethiken Begriffe, die sie in einen theoretischen Rahmen stellen, der ihnen Überzeugungskraft verleihen soll. Sitten haben dagegen keine begrifflichen Grundlagen, sondern sind Anschauungen mit Namen. Sie haben einen exemplarischen Charakter und können nicht begründet, sondern nur beschrieben werden. In dieser Einführung geht es um die Frage, was Ethiken im Unterschied zu Sitten leisten und wo beide ihre Grenzen finden. Wilhelm Vossenkuhl zeigt dies erzählerisch unter Rückgriff auf die Geschichte des moralischen Denkens und anhand alltäglicher Fragen wie Sorge, Lust und Schmerz, Freude und Trauer, Leben und Sterben. Ein unkonventionelles Buch, das zu zahlreichen aktuellen ethischen Fragen, aber auch zum Fach Ethik insgesamt, kritisch Stellung bezieht.
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