Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Politik - Thema: Frieden und Konflikte, Sicherheit, Note: 1,3, Universität Münster (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Die neuen Kriege: Herausforderung für die Sicherheitspolitik des 21 Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Konfliktforschung wird seit einigen Jahren zunehmend von so genannten „neuen Konflikten“ gesprochen. Unter dieser Kategorie erwähnen einige Schlüsselvertreter dieser Gedankenströmung die „ethnischen“ Konflikte. Mary Kaldor zum Beispiel widmet einem Teil ihres Buches „Neue und alte Kriege. Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung“ der so genannten „Politik der Identität“, die auf kulturellen, religiösen oder ethnischen Faktoren beruht. Aber auch in den Medien und im öffentlichen Diskurs haben ethnische Weltsichten Konjunktur. Analytiker bedienen sich gerne der Metapher vom „Pulverfass“, um die Konfliktträchtigkeit ethnischer Heterogenität zu veranschaulichen, und bei den Bürgerkriegen der Dritten Welt werden häufig ethnische Gegensätze zwischen befeindeten „Stämmen“ als entscheidende Konfliktursache dargestellt. Der Genozid der Hutu an den Tutsi, das Kurdenproblem, der Krieg in Tschetschenien, die ethnischen Säuberungen in Ex-Jugoslawien… Das sind einige Beispiele der letzten Jahre, die zu belegen scheinen, dass wir in einer Welt ethnischer Konflikte leben. Auch die Kriegsursachenforschung belegt, dass der (ethnische) Bürgerkrieg den zwischenstaatlichen Krieg als dominierenden Kriegstyp abgelöst hat : Das minorities at Risk-Project beispielsweise kam für den Zeitraum 1985-1995 auf 50 Konflikte mit ethnischem Charakter, was fast zwei Drittel aller gegenwärtigen gewalttätigen Konflikte ausmacht. Da es unterschiedliche Konzeptionen von Ethnizität gibt und zwischen den Vertretern der unterschiedlichen theoretischen Strömungen keinen Konsens herrscht, fällt es schwer, eine Definition des ethnischen Konfliktes zu finden. Allerdings kann man als Rahmen die Definition Siegmar Schmidts übernehmen, der ethnische Konflikte als Konflikte definiert, „in denen mindestens eine Konfliktpartei eine ethnische Gruppe ist und in denen die Unterscheidung von Freund und Feind anhand ethnischer Zugehörigkeit vorgenommen wird“. Aber während Ethnizität zunehmend in Verbindung mit Konflikt gebracht wird, kann man jedoch an der Brauchbarkeit dieses Begriffes zur Beschreibung von Konflikten zweifeln. Denn was sich hinter dem Begriff „ethnischer Konflikt“ verbirgt, ist nicht immer ganz klar. Müssen zwangsläufig aus dem Aufeinandertreffen ethnischer Gruppen Konflikte entstehen? Ist ethnische Vielfalt an sich das Problem? In welchem Zusammenhang stehen ethnische Differenz und Konflikt zueinander? In dieser Arbeit soll die These überprüft werden, dass ethnische Unterschiede allein keine gewalttätigen Konflikte produzieren. Dazu bedarf es zunächst einer Präzisierung darüber, wie ethnische Identität entsteht. Danach widme ich mich der politischen und ökonomischen Instrumentalisierung von Ethnizität. Im letzen Teil folgt eine kritische Reflexion ethnischer Denkweisen im Bereich der Konfliktforschung. Als Beispiele werden vor allem die Fälle Ruandas und der Elfenbeinküste entwickelt, da diese Konflikte oft als Prototyp des ethnischen Konflikts angeführt werden