Das Zusammentreffen von Okzident und Orient als eines der Themen unserer Zeit wird in dem vorliegenden Sammelband hinsichtlich des Raumes Palästina historisch thematisiert. Die Beiträge von zwölf Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Frankreich, Israel, Italien, Österreich, Russland und der Schweiz beschäftigen sich mit einer Zeitspanne, in der das übliche religiöse Interesse am Land der Bibel und christlichen Geschichte eingebunden wurde in einen viel größeren vor allem kulturell und politisch ausgerichteten Diskurs, der nicht nur von den westlichen Kirchen, sondern von den europäischen Gesellschaften insgesamt geführt wurde. Im Palästina des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurden vielerlei Kräfte wirksam: Seit 1516/17 Bestandteil des Osmanischen Reiches, wurde die kleine Region im Nahen Osten seit dem 19. Jahrhundert, vor allem seit dem Jahr 1840, eine Frage der Weltpolitik. Stellte die Integrität des Osmanischen Reiches auch eine politische Leitlinie für die europäischen Mächte dar, so hinderte dies keine daran, sich an dem Wettlauf um Einfluss in Palästina zu beteiligen. Immer mehr Reisende und Pilger zogen in das "Heilige Land", immer mehr kirchliche (Missions-)Vertreter ließen sich vor Ort nieder, immer mehr Vereine mit konfessioneller und wissenschaftlicher Zielrichtung wurden gegründet, immer mehr einschlägige Publikationen gedruckt. Das Thema "Europa und Palästina" stellt somit keine Einbahnstraße dar, sondern ist als Bindeglied zwischen europäischer und außereuropäischer Geschichte unter den Gesichtspunkten einer modernen "Internationalen Geschichte" wie auch der neuen Fokussierung der Kirchen- und Religionsgeschichte zu sehen
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