Dieses Buch hat den Anspruch, von europäischen und nordamerikanischen Modellen abweichende Entwicklungspfade und damit zusammenhängende Strukturen internationaler Kooperation aufzuzeigen und das diesen alternativen Modellen inhärente antihegemoniale Potenzial zu ergründen. Die zentrale Frage dabei lautet, inwiefern mit den zunehmenden Kooperationen innerhalb des Südens auch eine Abkehr von westlichen Denkmustern verbunden ist. Der ökonomische und politische Aufstieg von Schwellenländern im globalen Süden hat tiefgreifende Veränderungen globaler Strukturen mit sich gebracht. Angesichts ihres wachsenden Einflusses bemühen sich die Vertreter der neuen Mächte um eine selbstbestimmte Entwicklung und fordern ein gleichwertiges Mitspracherecht in internationalen Angelegenheiten. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es zur Überwindung der eurozentrischen Weltordnung genügt, dass die westlichen Industriestaaten in bestimmten ökonomisch relevanten Bereichen ihre Führungsposition verloren haben. Was bedeutet es für die Globalisierung des 21. Jahrhunderts, dass sich die nationalen Wirtschaftsmodelle im Süden mitunter von denen im Norden unterscheiden? Welche Auswirkungen hat der Aufstieg des Südens auf die geopolitische Hegemonie des Nordens und welche auf seine epistemische Hegemonie? Diesen Fragen widmet sich dieses Buch, wobei China und Brasilien – die beiden ökonomisch stärksten Schwellenländer – als Fallbeispiele für eine nähere Analyse dienen. Im Mittelpunkt steht dabei die Verbindung von ökonomischer Macht, politischer Macht und wissenschaftlicher Deutungsmacht.