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In his landmark study of exchange and power in social life, Peter M. Blau contributes to an understanding of social structure by analyzing the social processes that govern the relations between individuals and groups. The basic question that Blau considers is: How does social life become organized into increasingly complex structures of associations among humans.
This analysis, first published in 1964, represents a pioneering contribution to the sociological literature. Blau uses concepts of exchange, reciprocity, imbalance, and power to examine social life and to derive the more complex
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Produktbeschreibung
In his landmark study of exchange and power in social life, Peter M. Blau contributes to an understanding of social structure by analyzing the social processes that govern the relations between individuals and groups. The basic question that Blau considers is: How does social life become organized into increasingly complex structures of associations among humans.

This analysis, first published in 1964, represents a pioneering contribution to the sociological literature. Blau uses concepts of exchange, reciprocity, imbalance, and power to examine social life and to derive the more complex processes in social structure from the simpler ones. The principles of reciprocity and imbalance are used to derive such processes as power, changes in group structure; and the two major forces that govern the dynamics of complex social structures: the legitimization of organizing authority of increasing scope and the emergence of oppositions along different lines producing conflict and change.


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Autorenporträt
Blau, Peter
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2008

Geben ist seliger denn nehmen

Ist der Mensch ein Homo oeconomicus? Aber warum gibt er dann Trinkgeld? Ein Rätsel der Soziologie.

VON ANDRÉ KIESERLING

Nach einer der heute erfolgreichsten Mythologien ist der Mensch ein rationaler Egoist, der immer nur den eigenen Vorteil sucht. Zwar wissen wir aus psychologischen Forschungen, dass die mathematischen Kenntnisse der meisten Menschen für rationale Interessenverfolgung nicht ausreichen, aber bei manchen Sozialwissenschaftlern hat der Homo oeconomicus trotzdem überlebt. Auch dort begegnet er einem naheliegenden Einwand: dass wir nämlich mit gefühlten achtzig Prozent unserer Handlungen nicht uns selbst, sondern anderen dienlich sind: Wir planen und bauen Häuser, in denen andere wohnen werden, wir zahlen Steuern, wir machen Geschenke, wir geben Trinkgeld. Ist das des Altruismus nicht ein bisschen zu viel?

Kein Problem, sagt die Mythologie, denn fürs Häuserbauen werden wir entlohnt, für Steuerhinterziehung würden wir bestraft, und also handeln wir hier wie dort eigennützig. Und die Geschenke? Na, die machen wir natürlich, weil wir an der Dankbarkeit des anderen und an Gegengeschenken interessiert sind. Abgefeimt, wie wir nun einmal sind, laden wir die umworbene Frau zum Essen ein, um sie auf diese Weise in die Schuldenfalle zu locken. Der Altruismus gibt so lange kein Rätsel auf, wie er tauschförmig motiviert werden kann, denn dann kommt ja auch der scheinbar Uneigennützige auf seine Kosten.

Ausdrücklich hat Peter M. Blau, von dem diese soziologische Tauschtheorie stammt, sie für den Fall abgelehnt, dass einer etwas herschenkt, ohne auf Dankbarkeit hoffen zu können. Eine so reine, unerwiderte Opferbereitschaft kommt aber häufiger vor, als man meinen könnte. Manche Arten von Spenden, Blutspenden zum Beispiel, beruhen darauf, dass die Beteiligten füreinander anonym bleiben. In anderen Fällen sind die Personen einander bekannt, aber die Begegnung hat den Charakter der Einmaligkeit, so dass die Gelegenheit nicht eintreten wird, sich für das Empfangene zu revanchieren. Zu dieser zweiten Gruppe von Gaben gehören sämtliche Trinkgelder, die wir jenseits der Stammkneipe zahlen.

Die Tauschtheorie könnte sich darauf zurückziehen, dass das Trinkgeld eine Dankesschuld nicht begründen, sondern begleichen will. Kellner, die es auch in schwierigen Situationen fertigbringen, eher den Interessen des Gastes zu folgen als denen des Gastwirtes oder ihren eigenen, werden dafür besonders belohnt. Gegen diese Lesart spricht aber, dass man Trinkgeld auch dann zahlt, wenn man nur das Verlangbare empfing. Wer überhaupt Trinkgeld gibt, tut dies auch in Routinesituationen, die dem Empfänger wenig Gelegenheit bieten, etwas Besonderes zu leisten. Ist also am Ende gar nicht die Leistung des Kellners, sondern seine Bedürftigkeit das Entscheidende?

Ein kleines Buch über die neuere Geschichte dieser Sitte, das der Gießener Historiker Winfried Speitkamp soeben vorgelegt hat, zeigt deutlich, dass das Trinkgeld nicht nur den Wissenschaften, sondern auch den Organisationen erhebliches Kopfzerbrechen beschert hat. Den Gewerkschaften zum Beispiel war es ein Dorn im Auge, denn da sie auf seine Höhe keinen Einfluss hatten, waren die davon abhängigen Berufe auch gewerkschaftlich schwer zu organisieren. Finanzämter und Gerichte haben vergeblich versucht, den Usus in einer ihrer Schubladen unterzubringen. Ist das Trinkgeld Teil des Einkommens? Aber wie kann es dann unversteuert bleiben? Zahlt man es im Austausch für eine empfangene Leistung? Aber müsste die entsprechende Forderung dann nicht auch einklagbar sein?

Manche Diktaturen sind schließlich so weit gegangen, das Trinkgeld ganz abzuschaffen. An seine Stelle trat ein entsprechender Aufschlag auf den Preis der Speisen und Getränke, bestimmt zur Verteilung ans Servicepersonal. Zusammen mit der Bedürftigkeit des unterbezahlten Empfängers verschwand so auch der soziale Druck, sie durch eine Art von freiwillig aufgebrachtem Kombilohn abzumildern. Was aber nicht verschwand, war das Trinkgeld selbst, das gegen die Rechtsnorm und trotzdem gezahlt wurde.

Um dies zu erklären, greift Speitkamp auf eine Überlegung des französischen Soziologen Pierre Bourdieu zurück. Wer ein Trinkgeld gibt, tauscht nicht mit dem Empfänger der winzigen Gabe, sondern mit Dritten, und zwar tauscht er interesseloses Handeln gegen moralische Wertschätzung. Der zweite Adressat der Zahlung ist demnach ein Publikum von Zuschauern, das davon überzeugt werden soll, dass man nobel genug ist, von eigenen Interessen auch einmal absehen zu können. Dazu passt der empirische Befund, dass Restaurantgäste, die in Begleitung erscheinen, deutlich spendierfreudiger sind.

Für Bourdieu gibt es einen solchen Gruppendruck in Richtung Großzügigkeit bevorzugt in gesellschaftlichen Oberschichten. Nur deren Moral honoriere Freigebigkeit und Hilfsbereitschaft durch Achtungsgewinn, und nur unter ihren Mitgliedern könne sich daher ein Interesse an praktizierter Interesselosigkeit ausbilden. Speitkamp übernimmt dies und sieht daher im generösen Verhalten der Restaurantgäste einen Ausdruck von Klassenverhältnissen. Das erlaubt es ihm, sein Thema mit kritischem Gruseln zu behandeln.

Kellner und Restaurantgast sind aber keine diffusen Statuspositionen wie Herr oder Knecht, sondern soziale Rollen, die von sehr verschiedenen Personen gespielt werden können. Der Fall soll schon vorgekommen sein, dass der Mann, der im Restaurant ein Essen bestellt, Kellner von Beruf ist, während die Frau, die es ihm bringt und dafür belohnt wird, kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums steht. Keineswegs immer fließen die Trinkgelder in der sozialen Hierarchie von oben nach unten. Und überall dort, wo sie es nicht tun, mag man sich fragen, ob Bourdieu die Großzügigkeit in unteren Schichten nicht stark unterschätzt.

Peter M. Blau, Exchange and Power in Social Life, New York 1964. Winfried Speitkamp, Der Rest ist für Sie! Kleine Geschichte des Trinkgeldes, Stuttgart 2008.

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