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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Als im Januar 2011 in Kairos Innenstadt die Barrikaden brannten und Kugeln flogen, wurde der verhasste Präsident Mubarak auf den Plakaten einiger Revolutionäre als "Pharao des Exodus" beschimpft. Die herabwürdigende Gleichsetzung mit dem Herrscher, der einst die Israeliten in Ägypten geknechtet haben soll und deshalb zur Strafe von Gott im Roten Meer ertränkt wurde, zeugte von der anhaltenden Wirkkraft der Exodus-Erzählung, die über Kulturgrenzen hinweg ein Identifikationsreservoir für die Erniedrigten und Exilierten bietet. Mit dieser "grandiosesten und folgenreichsten Geschichte, die sich Menschen jemals erzählt haben", beschäftigt sich der Ägyptologe Jan Assmann in seinem neuen Buch. Ihn interessieren dabei weniger die historischen oder bibelexegetischen Hintergründe des Textes als sein identitätsstiftender Gehalt. Die göttliche Befreiung aus weltlicher Herrschaft, der Treuebund des Volks mit seinem Gott, Zweifel und Verrat an der Offenbarung und Sehnsucht nach dem eigenen Land bilden die Kernmotive des monotheistischen Gründungsmythos. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung und Trug, und Assmann beschreibt sie in ihrer ganzen Cecil-B.-DeMille-haften Dramatik.
Er erzählt von dem revolutionären Moment des unmittelbaren Vertragsschlusses zwischen Gott und Volk. Im Verzicht auf Zwischeninstanzen wie König oder Kirche liegt Assmann zufolge eine herrschaftskritische Stoßkraft. Dass Gott hier nicht nur als Richter, sondern als Gesetzgeber auftritt, zeigt zugleich, wie die Gottesoffenbarung in den säkularen Rechtskontext übergreift, es kommt zu einer "Theologisierung des Rechts". Wer die Gebote befolgt, dient zuerst Gott - und damit auch der weltlichen Ordnung. Doch der Bund ist nicht frei von Spannungen. Immer wieder murrt das Volk in der Wüste, gibt sich weder mit Wasser noch mit Wachteln zufrieden und droht seinem Anführer Mose mit Umkehr. Als dieser einmal beim Zwiegespräch mit Gott zu lange fortbleibt, fällt es zurück in die heidnische Kultverehrung, umtanzt ein goldenes Kalb. Zur Strafe fordert Gott als Treuebeweis den Mord an den eigenen Söhnen und Brüdern.
Die Verbindung von Monotheismus und Gewalt findet hier einen grausamen Höhepunkt. Gott tritt im "Exodus" nicht als liebender Vater, sondern als eifersüchtiger Ehemann auf, der seine "Braut" Israel gnadenlos bestraft, wenn sie ihn mit anderen Göttern betrügt. "Monotheismus der Treue" nennt Assmann daher die besondere Form der frühjüdischen Religion. Auf enthusiastische Weise verfolgt der Fährtensucher des kulturellen Gedächtnisses die Resonanzen des Wundertextes "Exodus" bis zu den Adaptionen von Schönberg, Händel und Schiller und beschämt damit alle, die ernsthaft über eine Verbannung des Alten Testaments aufs apokryphische Abstellgleis nachdenken.
Simon Strauß
Jan Assmann: "Exodus. Die Revolution der Alten Welt". C. H. Beck, 493 S., 29,95 Euro
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Kathrin Meier-Rust, Neue Zürcher Zeitung, 28. Juni 2015
"Ein wahrlich gelehrtes Buch."
Friedrich Wilhelm Graf, Frankfurter Rundschau, 05. Juni 2015
"Eines der wichtigsten Sachbücher des Frühjahrs."
Stefan Nölke, MDR Figaro, 16. April 2015
Bernhard Lang, Neue Zürcher Zeitung
"Auf enthusiastische Weise verfolgt der Fährtensucher des kulturellen Gedächtnisses die Resonanzen des Wundertextes 'Exodus' bis zu den Adaptionen von Schönberg, Händel und Schiller."
Simon Strauß, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Jan Assmanns neues Buch ist ein Blockbuster - wunderbar geschrieben, umfassend, gelehrt und unendlich innovativ."
Jonathan Sheehan zur amerikanischen Ausgabe