In seinem Bestseller »Viva Polonia« berichtete Steffen Möller humorvoll von seiner Karriere als Gastarbeiter in Polen, von Vorurteilen und Polenwitzen. Doch die Zeit der Witze ist vorbei: Polen war 2009 das einzige EU-Land mit Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig hat es sich zum drittbeliebtesten Auswandererziel der Deutschen gemausert. Aber darf man überhaupt mit dem Auto rüberfahren? Wie flirtet man mit einer schönen Polin? Welche Eheprobleme könnte es geben? Welche Überraschungen bei der Schwiegermutter in Krakau oder Danzig? Und wieso findet hier die Fußball-EM statt, wo der Nationalsport doch eigentlich Pilzesammeln ist? Höchste Zeit für eine vergnügliche Reise ins Nachbarland, in dem die Kulturschocks unter jeder Türschwelle lauern.
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»Unterhaltsam!« Berliner Morgenpost 20130303
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2012Die Jungfer Europa ist verlobt
Der in Polen als deutscher Held einer Fernsehserie und Kabarettist bekannte Steffen Möller bietet in seinem neuen Buch nun umgekehrt für seine Landsleute einen "Polen-Crashkurs für Auswanderer". Den Erzählrahmen bildet eine Zugfahrt des Autors mit dem Eurocity von Berlin nach Warschau als Essenz eines Lebens "zwischen den Polen". Das Buch lebt von interkulturellen Begegnungen, sensiblen "deutsch-polnischen Befindlichkeiten" und Beobachtungen der Menschen im Zug, die Anlass zu Exkursen und Widerreden zur polnischen Verfasstheit, Mentalität und Mitnahmementalität, dem Mythos vom Autoklauen oder Pilzesammeln als Volkssport oder zur vermeintlichen Zungenbrechersprache geben. Das Polnischbuch für Anfänger entwirft eine Grammatik des Negativen. Es beschreibt "uneigennützige Missgunst", also nachbarschaftlichen Neid als nationales Laster oder kritisiert eine fehlende "Schadenmeldekultur" in postsozialistischen Staaten. Es gibt Lektionen im landestypischen "Negative Thinking" (polnischen Fatalismus dürfe man aber "keinesfalls mit schopenhauerischem Fundamentalpessimismus verwechseln"), stellt der "Miserabilität" des realen Staates "Polen als reine Idee" gegenüber. Andererseits beschreibt das Kulturbrevier Polen auch als "Land der emotionalen Intelligenz" und "Empathieparadies" mit hoher Wahrnehmungsdichte, als "Land der Blicke", der Gastfreundschaft, Handküsse und Komplimente. Leider gelingt die Gratwanderung zwischen Ethnologie-Kabarett und philosophischem Kulturvergleich, wozu der Autor nach achtzehn Jahren in Polen durchaus das erkenntnistheoretische Rüstzeug besitzt, nicht immer. Zuweilen werden mit kultureller Trennschärfe Stereotypen überbetont, wenn sich er etwa zur Erholung von den "hohen emotionalen Drehzahlen" eine "deutsche Sachlichkeitsnische" baut und - illustriert durch eine Fotostrecke, in der er Scharniere ölt, Glühbirnen wechselt oder im Abteil Kabel verlegt - behauptet: "In Polen melde ich Zugschäden nicht mehr, sondern behebe sie selbst."
sg
"Expedition zu den Polen. Eine Reise mit dem Berlin-Warszawa-Express" von Steffen Möller. Malik Verlag, München 2012. 288 Seiten. Broschiert, 14,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der in Polen als deutscher Held einer Fernsehserie und Kabarettist bekannte Steffen Möller bietet in seinem neuen Buch nun umgekehrt für seine Landsleute einen "Polen-Crashkurs für Auswanderer". Den Erzählrahmen bildet eine Zugfahrt des Autors mit dem Eurocity von Berlin nach Warschau als Essenz eines Lebens "zwischen den Polen". Das Buch lebt von interkulturellen Begegnungen, sensiblen "deutsch-polnischen Befindlichkeiten" und Beobachtungen der Menschen im Zug, die Anlass zu Exkursen und Widerreden zur polnischen Verfasstheit, Mentalität und Mitnahmementalität, dem Mythos vom Autoklauen oder Pilzesammeln als Volkssport oder zur vermeintlichen Zungenbrechersprache geben. Das Polnischbuch für Anfänger entwirft eine Grammatik des Negativen. Es beschreibt "uneigennützige Missgunst", also nachbarschaftlichen Neid als nationales Laster oder kritisiert eine fehlende "Schadenmeldekultur" in postsozialistischen Staaten. Es gibt Lektionen im landestypischen "Negative Thinking" (polnischen Fatalismus dürfe man aber "keinesfalls mit schopenhauerischem Fundamentalpessimismus verwechseln"), stellt der "Miserabilität" des realen Staates "Polen als reine Idee" gegenüber. Andererseits beschreibt das Kulturbrevier Polen auch als "Land der emotionalen Intelligenz" und "Empathieparadies" mit hoher Wahrnehmungsdichte, als "Land der Blicke", der Gastfreundschaft, Handküsse und Komplimente. Leider gelingt die Gratwanderung zwischen Ethnologie-Kabarett und philosophischem Kulturvergleich, wozu der Autor nach achtzehn Jahren in Polen durchaus das erkenntnistheoretische Rüstzeug besitzt, nicht immer. Zuweilen werden mit kultureller Trennschärfe Stereotypen überbetont, wenn sich er etwa zur Erholung von den "hohen emotionalen Drehzahlen" eine "deutsche Sachlichkeitsnische" baut und - illustriert durch eine Fotostrecke, in der er Scharniere ölt, Glühbirnen wechselt oder im Abteil Kabel verlegt - behauptet: "In Polen melde ich Zugschäden nicht mehr, sondern behebe sie selbst."
sg
"Expedition zu den Polen. Eine Reise mit dem Berlin-Warszawa-Express" von Steffen Möller. Malik Verlag, München 2012. 288 Seiten. Broschiert, 14,99 Euro.
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