Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte - Afrika, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Historisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Beginn der 1960er Jahre zerfielen die europäischen Kolonialreiche in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit. Die Abnabelung der ehemaligen Kolonien von ihren jeweiligen "Mutterländern" ging dabei häufig nicht ohne Gewalt vor sich. Einer der blutigsten und grausamsten der Dekolonisationskriege war der französische Algerienkrieg (1954-1962), der etwa 250 000 Menschen das Leben kostete und bis heute in Algerien nachwirkt. In Frankreich führte die übermäßige Grausankeit des Vorgehens der französischen Armee und besonders der systematische Einsatz der Folter zu erhitzten Diskussionen und zur Spaltung der Gesellschaft - sowie letztlich zum Zusammenbruch der v. Republik. Das Vorgehen in Algerien widersprach diametral dem Selbstbild Frankreichs als Nation der Menschenrechte. Der vorliegende Aufsatz untersucht, wie latenter Rassismus, koloniale Traditionen, die besondere Situation eines asymmetrischen Krieges und die ideologische Aufladung in der französischen Armee eine Atmosphäre schaffen konnten, in der Folter alltäglich und selbstverständlich zu rechtfertigen war. Besonderes Augenmerk gilt dabei der - juristischen wie intellektuellen - Konstruktion eines "Ausnahmezustandes", der aufgrund "besonderer Bedingungen" im "Krieg gegen den Terrorismus" des FLN rechtsstaatliche Prinzipien wie moralische Normen fast völlig außer Kraft setzte.
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