Schopenhauers Philosophie ist allzu häufig dem Verdikt unterworfen, sie sei nicht mehr zeitgemäß. Zu sehr scheint seine Willensmetaphysik auf spekulativem Grund zu stehen, der auch seine Ethik bestimmt, zu sehr seine Ästhetik hinter die Romantik, seine Erkenntnistheorie hingegen hinter Kant zurückzufallen. Demgegenüber verfolgt der vorliegende Band das Ziel, Schopenhauers Philosophie als eine Art Kreuzungspunkt des philosophischen Diskurses der Moderne zu interpretieren. So lassen sich seine Schriften als Hinwendung zur konkreten Existenz des Menschen lesen, deren Beschreibung nicht mehr dem theoretischen Korsett systematischer Einheitlichkeit unterworfen wird. Vielmehr wird die Existenz des Menschen in ihrer Vielfältigkeit anerkannt, ihre mitunter sogar paradox anmutenden Facetten als sich ergänzende Momente vorgestellt. Berührungspunkte und Schnittmengen von Schopenhauers Philosophie mit genuin modernen Problemstellungen werden in einer Reihe unterschiedlicher Gegenstandsbereiche erschlossen: von ethischen Fragestellungen bis hin zur Phänomenologie, von Bezügen zur modernen Theologie über das Verhältnis zur Romantik bis hin zur Musikästhetik.
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