Eindrückliche Antikriegsnovelle - Gerrit Kouwenaars Novelle erschien bereits 1950 in den Niederlanden. Subtil und in einfachen Worten schildert er, wie Krieg, von einem Tag auf den anderen, Kindheit und Jugend auslöschen kann.
Im Mai 1940 lebt der 17-jährige Karel in einer Stadt in den
Niederlanden. Er gibt sich Tagträumen und Wunschdenken hin, in denen der Krieg in den Nachbarländern in…mehrEindrückliche Antikriegsnovelle - Gerrit Kouwenaars Novelle erschien bereits 1950 in den Niederlanden. Subtil und in einfachen Worten schildert er, wie Krieg, von einem Tag auf den anderen, Kindheit und Jugend auslöschen kann.
Im Mai 1940 lebt der 17-jährige Karel in einer Stadt in den Niederlanden. Er gibt sich Tagträumen und Wunschdenken hin, in denen der Krieg in den Nachbarländern in punktuellen Ereignissen auch zu ihm kommt. Sie möge doch endlich fallen, die Bombe, damit es endlich mal ein Ereignis gäbe. Als verklärte Wahrnehmung eines Jungen vom Jugendlichen zum Erwachsenen verknüpft er diese Ideen eher mit einem großen Abenteuer als mit dem, was es ist: Tod und Verderben. Als er die jüdische Geliebte seines Onkels und deren Tochter kennenlernt, ist es die kindliche Liebe, die ihn aus der Eintönigkeit befreien könnte. Tod, Leid, Judenverfolgung scheinen für ihn abstrakte Begriffe ohne Emotionen und persönlichen Bezug zu sein. Weit weg und nicht Gegenstand seines noch kindlichen Gemüts. Bis er einen Brief überbringen muss und die Realität ihn einholt.
Kouwenaars Novelle ist von einfacher Sprache, spiegelt sie doch die naive und verträumte Gesinnung ihres Protagonisten wider. Und trotzdem ist sie von einer furchtbaren Intensität, verdeutlicht sie doch den irrgeleiteten Eifer der jungen Generation im zweiten Weltkrieg, die, ahnungslos von Realität, zur Verteidigung des Vaterlands heldenhaft in den Krieg ziehen wollten.
Dieses Antikriegsbuch verknüpft Fiktion mit autobiographischen Elementen des Autors, die im Nachwort des Buchs geschichtlich eingeordnet werden. Das gibt dem Ganzen nochmals eine zusätzliche erschreckend reelle Nuance.