Vera Gerber fällt aus ihrer heilen Kleinfamilien-Welt: Ihr fünfzehnjähriger Sohn Luca bricht beim Bankomaten zusammen und bleibt liegen. Er wollte Geld für seine erste Reise ohne Eltern holen. Zehn Personen gehen an dem Jungen vorbei, die elfte ruft nach einer Stunde die Polizei. Später wird ein Hirnschlag diagnostiziert, der Jugendliche ist halbseitig gelähmt und redet nicht mehr. In knapper, eindringlicher Sprache erzählt der Roman, dem eine wahre Zeitungsmeldung zugrunde liegt, wie eine Sekunde alles verändert. Sandra Hughes spürt dem Schmerz der Mutter und ihrer Wut nach und zeigt die Suche der Familie nach einem neuen Gleichgewicht.
"Mit stockendem Atem" liest Rezensentin Beatrice Eichmann-Leutenegger Sandra Hughes' Roman "Fallen" über ein Familienleben, das aus den Fugen gerät. Nachdem ihr 15-jähriger Sohn vor einem Bankautomaten zusammengebrochen ist und halbseitig gelähmt bleibt, droht die Familie auseinander zu brechen, erfahren wir. Die Erzählung umfasst den Zeitraum von einem Jahr, in dem die Eltern das Unglück auf ganz verschiedene Art verarbeiten, sich dabei voneinander entfernen und jeder in seine eigene Einsamkeit driftet. Auf "psychologisierende Kommentare" verzichtet die Autorin, erzählt stattdessen knapp und pointiert das Geschehen und beweist Disziplin und Präzision bei der Text-Komposition, lobt die Rezensentin. Dabei ist die Geschichte trotzdem von Empathie getragen, versichert sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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