Entlang der gemeinsamen Lebensgeschichte zweier grundverschiedener Männer ergründet Alain Claude Sulzer existenzielle Fragen über Freundschaft und Abschied, (Homo-)Sexualität, Kunst und Ruhm. Im Ruhrgebiet der Siebziger wachsen sie auf wie Brüder. Doch anders als den Ich-Erzähler zieht es Frank früh hinaus in die Welt: Er will als Künstler leben, geht nach New York, malt wie besessen, jedoch ohne Erfolg. Erst als er unheilbar krank ist, kehrt er zurück. Nach langer Zeit begegnen sich die Freunde am Sterbebett zum letzten Mal. So unterschiedlich ihre Lebensläufe, so tief ist die in der Kindheit geknüpfte Verbindung. Und so landen die Bilder aus Franks Nachlass von nun an gut verpackt in der Remise des Erzählers - dem nicht nur Franks Homosexualität stets fremd geblieben ist, sondern auch dessen Kunst. Jahrzehnte später entdeckt er die Bilder zufällig in einer Galerie. Rätselhaft, wie sie dort hingelangt sind - und welch eigentümliche Anziehungskraft sie besitzen: Die Kunstwelt feiert den unbekannten Maler als Genie, und auch der Erzähler erkennt endlich die Faszination, die von den Werken des Freundes ausgeht. Und mehr noch: Im großformatigen Gemälde eines nackten Mannes erkennt er sich selbst.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Fast hätte ein "eilfertiger, geschichtsvergessener Sprachpurismus" die Entstehung dieses Romans behindert, berichtet Rezensentin Beate Tröger. Grund ist, dass das Z-Wort fällt: Es wird benutzt, um die zeittypische Beklemmung der sechziger und siebziger Jahre zu markieren, in der Frank sich befindet, der beste Freund des Erzählers, als er mit Matteo, der als "Zigeuner" bezeichnet wird, in flagranti erwischt wird. Auch die Homosexualität und später der Ausbruch der AIDS-Pandemie werden realistisch-beklemmend beschrieben, bemerkt Tröger, Frank stirbt daran und der Erzähler erbt die Bilder, die Frank gemalt hat. Dass auch verhandelt wird, was Literatur und Kunst können und wie man sie vor dem Vergessen bewahrt, trägt für die Kritikerin zu einem äußerst vielfältigen Roman bei, der nur etwas überstürzt zum Ende kommt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Man kann diesem Roman sehr gut an einem einzigen Tag lesen, aber seine Wirkung bleibt nachhaltig. Andreas Müller Darmstädter Echo 20241025