Dem amerikanischen Autor Leonard Gardner gelang mit "Fat City" 1969 der Durchbruch, der Roman wurde 1972 verfilmt. Die Neuübersetzung durch Gregor Hens erscheint 2017 im Blumenbar Verlag.
Es gibt immer jemanden, der kämpfen will.
In einer Zeit höchster Arbeitslosigkeit und ohne Chancen auf
geregeltes Einkommen, hat in der Californian-Working-Class der Wunsch nach Glück, Anerkennung und dem…mehrDem amerikanischen Autor Leonard Gardner gelang mit "Fat City" 1969 der Durchbruch, der Roman wurde 1972 verfilmt. Die Neuübersetzung durch Gregor Hens erscheint 2017 im Blumenbar Verlag.
Es gibt immer jemanden, der kämpfen will.
In einer Zeit höchster Arbeitslosigkeit und ohne Chancen auf geregeltes Einkommen, hat in der Californian-Working-Class der Wunsch nach Glück, Anerkennung und dem gesellschaftlichen Aufstieg oberste Priorität. Billy Tully versucht seinen persönlichen Traum als Boxer zu erreichen.
"An El Dorado...standen an den warmen Sommerabenden Hunderte von Erntehelfern und Arbeitslosen herum. Sie unterhielten sich, schauten herum, ließen sich von einer Bar in die nächste treiben, in Spielhallen, Imbissbuden, Billardsalons, Schnapsläden und Kinos..." Zitat Seite 105
Billy Tully ist einer von vielen, die ihrem Wunsch nach dem großen Glück hinterherrennen. Fat City ist sein Ziel. Er versucht es mit Boxen, hat Erfolg, dann aber wieder eine Durststrecke von Niederlagen zu überstehen. Auch seine Beziehungen zu Frauen sind nicht von Dauer. Die große Liebe erkennt er erst, als es dafür zu spät ist.
Das Buch ist in einer melancholisch klingenden Sprache verfasst und es liest sich dem Zeitgeist entsprechend sehr stimmig, am Beispiel einiger junger Männer werden die Probleme von Tagelöhnern und Erntehelfern spürbar deutlich gemacht. Sie brauchen Geld, nehmen jede Arbeit auf, um über die Runden zu kommen und versaufen dann ihr hart verdientes Geld oder gehen in den Spielsalon. Ein wahrer Teufelskreislauf für den, der sich hier nicht im Griff hat.
Die Übersetzung finde ich super gelungen, man spürt nicht nur den Zeitgeist, sondern hört auch die einfache und grobe Sprache der Kalifornischen Arbeiter. Man sieht die Tagelöhner in großen Pulks nach Jobs anstehen und erlebt die schwere körperliche Arbeit authentisch mit. Besonders die Boxszenen wirken sehr realistisch und man meint, direkt am Ring dem Kampf zuzuschauen. Jedoch erscheint mir die gesamte Story als zu trist. Der Traum vom Glück zerplatzt wie eine Seifenblase, der Protagonist bleibt mit seinen Träumen auf der Strecke. So hart schlägt das Leben zu, die Suche nach dem persönlichem Glück verliert sich irgendwo zwischen Boxring, Hilfsarbeiterjobs und Sauftouren. Auch mit den Frauen hat er kein Glück, zu unstet ist sein Charakter, zu wage sein Gefühl für eine dauerhafte Bindung.
Es ist nicht nur ein amerikanischer Traum, von ganz unten nach oben zu gelangen. Vom Tellerwäscher zum Millionär, dieses Ziel ist zu schaffen. Wie aktuell diese Thematik ist, das merkt man gerade in der heutigen Zeit wieder nur allzu deutlich.
Für bildungsarme Schichten bieten sich gerade im Sport viele Chancen, den Sprung nach oben zu gewinnen. Wer hier Erfolge zeigt, kann es schaffen, sich seinen sicheren Platz im Leben zu erkämpfen. Aber auch wer einmal oben war, kann umso tiefer wieder fallen. Jedoch, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Diese interessante Milieustudie aus Amerika zeigt Menschen mit der Hoffnung auf das persönliche Glück, sie wollen den Weg von ganz unten nach oben zu schaffen.