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Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Mephisto, der versucht, Doktor Faust die Seele abzuhandeln! Aber wie lautet noch gleich die berühmte Gretchenfrage, was war des Pudels Kern und wer ist eigentlich der Geist, der stets verneint? Goethes wichtigstes Werk als spannende Nacherzählung in der Reihe Weltliteratur für Kinder zeigt, dass große Literatur schon kleinen Lesern Spaß machen kann. Ein Buch voller Magie und Hexenzauber mit faszinierenden Bildern von Klaus Ensikat.

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Produktbeschreibung
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Mephisto, der versucht, Doktor Faust die Seele abzuhandeln! Aber wie lautet noch gleich die berühmte Gretchenfrage, was war des Pudels Kern und wer ist eigentlich der Geist, der stets verneint? Goethes wichtigstes Werk als spannende Nacherzählung in der Reihe Weltliteratur für Kinder zeigt, dass große Literatur schon kleinen Lesern Spaß machen kann. Ein Buch voller Magie und Hexenzauber mit faszinierenden Bildern von Klaus Ensikat.

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Autorenporträt
Barbara Kindermann (geb. 1955 in Zürich, gest. 2020 in Berlin) studierte Germanistik, Philosophie und Sprachen in Genf, Dublin, Florenz und Göttingen. Nach dem Abschluss ihrer Promotion war sie mehrere Jahre als Lektorin tätig und gab 1993 erstmals den 3. Band der Grimmschen Sagen heraus. 1994 gründete sie den Kindermann Verlag in Berlin, den sie bis 2019 leitete. DER ILLUSTRATOR: Klaus Ensikat, geboren 1937, ist einer der brillantesten freischaffenden Buchkünstler der Gegenwart. Von 1995-2002 war er zudem Professor für Zeichnen an der Hochschule für Gestaltung in Hamburg. Er erhielt zahllose Preise und wurde 1996 für sein Gesamtwerk mit der Hans-Christian-Andersen-Medaille, der höchsten internationalen Ehrung für die Illustration von Kinder- und Jugendbüchern, ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2002

Weichgespülter Teufelspakt
Kein Scheinproblem, doch ungelöst: Ein "Faust" für Kinder

Faust kannte die Sorge, die bürgerlichen Eltern der Gegenwart kennen die Pisa- und die Kanon-Sorge. Aber was jetzt zur Lösung der Bildungsprobleme in Deutschland angeboten wird, taugt nicht immer und verdient jedenfalls genaue Prüfung. Daß der Faust-Stoff sich für Kinder spannend aufbereiten läßt, steht außer Frage. Denn ist nicht der Teufelspakt ein Ding, das jedes Kind aus eigener Erfahrung kennt?: Man tut das streng Verbotene, genießt es, und doch bohrt die Ahnung, daß irgendwann alles rauskommt und die Strafe furchtbar sein wird.

Goethe hatte als Knabe das Puppenspiel vom Doktor Faustus gesehen. Und der Stoff kam ihm so gelegen, daß er die Gretchen- und Kindsmörderin-Geschichte aufnehmen konnte, die Seelenverfassung des Genies, schließlich den Prozeß mit Gott, der sich durch das Stück zieht. "Faust" ist ein Stück für Erwachsene. Die ambitionierte Kleinverlegerin Barbara Kindermann hat es unternommen, es in eine für Kinder zumutbare Erzählung zu verwandeln. Konnte der Versuch überhaupt glücken? Zunächst: Ein "Faust" für Kinder ist ein echtes, kein Scheinproblem. Die Bearbeitung des Volksbuches durch Gustav Schwab hat anderthalb Jahrhunderte auf dem Buckel und läßt sich beim besten Willen nicht mehr verwenden - aber vom Volksbuch, nicht von Goethes Bearbeitung, müßte man ausgehen: Des Farbigen, Grellen und Schauerlichen, das Kinder ansprechen könnte, gibt es darin genug. Das Volksbuch gliedert den Stoff zudem in lockere Episoden, Komisch-Unterhaltsames wechselt mit der strengen Ermahnung.

Barbara Kindermann, die statt dessen Goethe folgt, streut in den Text wörtliche Zitate ein, die durch Kursivierung hervorgehoben sind. Wenn's der Bildung nützt - aber der Effekt erinnert doch ein wenig an Robert Walsers herrliche Umschrift aus dem "Wilhelm Tell": "Durch diese hohle Gasse muß er, glaube ich, kommen." Denn so liest sich nun der Osterspaziergang: "Kopfschüttelnd murmelte er: Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!" Als unser Held zum ersten Mal Gretchen erblickt hat, heißt es: "Sehnsüchtig schaute Faust ihr nach: Beim Himmel, dieses Kind ist schön! Mephisto, du mußt mich mit ihr bekannt machen!"

Aber es geht um mehr. Wenn man

der Faust-Figur die Selbstmordgedanken nimmt, wenn von ihnen nur eine resiginierte, ruhige Müdigkeit bleibt, dann verschieben sich die Gewichte; wenn das Obszöne der Walpurgisnacht gemildert wird, wenn Mephistos Negativität alles Lustige - und auch alles relative Recht - verliert, dann beginnen die Dinge in der Luft zu hängen. Und was soll ein Kind mit Auerbachs Keller anfangen?

Die Bilder von Klaus Ensikat lobt man mit Recht. Sie sind meisterlich, das Winklig-Altdeutsche ist getroffen, wenn auch in allzu betonter Nähe zur grotesken Karikatur. Das Giftige in Ensikats Farben muß man hinnehmen, es gehört zur Kunst einer Generation, die ihre Gegenstände am liebsten kritisch sieht. Gretchens Anmut überzeugt, während um Faust etwas Trübes hängt, nicht nur um den alternden Gelehrten am Anfang, sondern auch um den Verjüngt-Verliebten. Warum sollte eine junge Frau irgendetwas an diesem Mann finden, dem vor allem ein offener Blick fehlt?

Auch in Bildungsfragen sollte man Vernunft und Mäßigung walten lassen. Das Optimale für Kinder wäre eine gute Aufführung von "Faust" als Puppenspiel. Wer mit sieben Jahren die Marionetten erlebt hat, unter denen am Ende der Nachtwächter umgeht und das Näherrücken der Todesstunde verkündet, wer gesehen hat, wie dann die große Pastete auf die kleine Bühne kam, wie alles erstrahlte und wie Faust noch ein letztes Mal glauben konnte, sein Schicksal sei abgewendet, wie dann aus der Pastete mit Blitz und Getöse Mephistopheles im roten Jäckchen heraussprang und sich den Sünder schnappte, der ist zehn Jahre später auch ohne verblasene Bildungsideologien reif geworden für die Lektüre Goethes oder für den immer noch wunderschönen Film der Gründgens-Inszenierung.

LORENZ JÄGER

",Faust' nach Johann Wolfgang von Goethe". Neu erzählt von Barbara Kindermann. Mit Bildern von Klaus Ensikat. Kindermann-Verlag, Berlin 2002. 32 S., 15,50 [Euro]. Ab 7 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Christina Thurner ist zunächst skeptisch angesichts der Idee, Goethes Faust auf 36 Seiten darzustellen. Doch sie wird positiv überrascht und das ist vor allem auf die "klugen Illustrationen" von Klaus Ensikat zurückzuführen. Der hat seine Erfahrungen "sowohl mit Klassikern der Weltliteratur als auch mit Kinderbüchern" gemacht, und dieser Erfahrungshintergrund fließe in die Bilder ein, die nach Meinung der Rezensentin eine "hohe Komplexität" ausdrücken. Der Kern der Geschichte Liegt für Thurner in den gelungenen Zeichnungen: die "kolorierten, äußerst dichten Federzeichnungen verleihen dem Buch das Schillernde, das auf die zwei Seelen des Faust hindeutet". Aber auch die Arbeit der Lektorin und Autorin Barbara Kindermann findet die Rezensentin durchaus lobenswert. Sie "reduziert Goethes Text auf einige Grundzüge der Tragödie - die Charakterisierung des Protagonisten, dessen Begegnung mit dem Teufel, den Hexen und Gretchen". Aus pädagogischer Sicht findet Thurner vor allem bemerkenswert, wie es Kindermann gelingt, Goethes ursprüngliche klassische Sprache "überraschend homogen" in ihre Nacherzählung einzubauen.

© Perlentaucher Medien GmbH