Mit "Feministin sagt man nicht" hat die junge Österreicherin Hanna Herbst vor wenigen Wochen (ET: 01.10.2018) ein Buch auf den Markt gebracht, in dem sie genau darüber schreibt: falsche Klischees, absichtliches Missverständnis, und darüber, dass es einem beim Wort "Feministin" eiskalt den Rücken
runter läuft, weil das Wort so inflationär und falsch gebraucht wird, dass es mitunter als Schimpfwort…mehrMit "Feministin sagt man nicht" hat die junge Österreicherin Hanna Herbst vor wenigen Wochen (ET: 01.10.2018) ein Buch auf den Markt gebracht, in dem sie genau darüber schreibt: falsche Klischees, absichtliches Missverständnis, und darüber, dass es einem beim Wort "Feministin" eiskalt den Rücken runter läuft, weil das Wort so inflationär und falsch gebraucht wird, dass es mitunter als Schimpfwort gilt, zumindest aber negativ konnotiert ist.
Sarkastisch, schonungslos, unbequem, provozierend, aber nie kaltherzig, schreibt die Autorin in dem Buch über all die Dinge, die richtig und wichtig sind. Sie erklärt, warum wir Feminismus brauchen, aus welchen Gründen er verkannt und verklärt wird, und nimmt sich auch aktuelle Themen vor. Egal ob die #metoo-Debatte, eine progressive Definition des Patriarchats, eine Herleitung, warum der Kampf für Gleichberechtigung auf so viel Hass trifft, der Einfluss von Pornografie oder ein Kapitel zum Thema "Schlachtfeld Körper": reflektiert legt sie dar, wo die Probleme liegen und mit welchen Mechanismen gearbeitet wird.
Dabei wirkt ihr Schreibstil nie belehrend oder gar bedrohlich, sondern spiegelt sie selbst als Person sehr gut wider: eine junge Frau, die reflektiert und mit viel Hintergrundwissen Probleme sichtbar machen möchte und Erklärungsversuch unternimmt. Statt von oben herab, macht sie mit Witz und Ironie auf die Thematik und die damit einhergehenden Baustellen aufmerksam. Ihre offene und schonungslose Art verfehlt dabei nie ihr Ziel. Man ist als Leser*in oftmals geschockt, überwältigt und wütend. Genau die richtige Ausgangslage, um in unserer Gesellschaft endlich was zu ändern.
Neben dem grandiosen Inhalt glänzt das Buch auch durch seine Aufmachung. Es ist modern gestaltet und illustriert. Da die Autorin aus der Zeitungsbranche kommt, sind die Seiten statt im Fließtext formatiert in Spalten unterteilt, was das Lesen sehr angenehm macht. Dazu gesellen sich in regelmäßigen Abständen Zitate von berühmten Schauspielern, großen Politikern oder aus dem Social Media Bereich, die ihre Worte unterstützen und pointiert auf den Punkt bringen. Dazu taucht überall die Farbe orange auf, als Farbe der Überschrift, einleitende Seite für die Kapitel oder als Signalton – grandios! Ich habe nur einen einzigen, minimalen Kritikpunkt: der Einband ist schlicht aus harten Pappe, was dafür sorgt, dass das Buch nicht gut in der Hand liegt und sich die Ecken leicht abstoßen. Das minimiert jedoch nicht die Qualität des Inhalts.
Persönlich habe ich bereits viele Bücher, Artikel und Essays zum Thema Feminismus gelesen. Dieses Buch ist für mich mit Abstand das beste. Es hält sich nicht zurück, sondern ist schonungslos ehrlich, ohne belehrend zu werden; zeigt die Bandbreite der gesellschaftlichen Probleme auf und gibt den Leser*innen die nötige Anregung, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Es ist nicht nur für Leser*innen gedacht, die sich bereits mit dem Feminismus auseinandergesetzt haben, sondern auch für Neueinsteiger*innen, unabhängig des Alters, der Geschlechts und des Genders.
Ach, und am Ende ein kleiner Spoiler zum Fazit der Autorin: Feministin sagt man doch...