Adelheid Duvanel ist eine Meisterin der kleinen Form. Die radikale poetische Kraft ihrer Sprache macht sie zu einer der bedeutendsten Stimmen der Schweizer Literatur des 20. Jahrhunderts. Ihre kurzen Erzählungen sind Momentaufnahmen aus dem Leben von meist versehrten Existenzen, die sich aber in ihren fatalen Verhältnissen mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen. In ihrem eigensinnigen Beharren auf ihre Sicht der Welt bewahren sie sich ihre Würde gegen die Zumutungen des Lebens. Ja, sie finden gerade in der Abweichung vom Verlangten eine Kühnheit, die den Texten ihre umwerfende Energie gibt. Sie sind von hoher poetischer Präzision, jede Figur "in Einzelanfertigung". Trotz ihres manchmal finsteren Inhalts leben die Texte von überraschenden, absurden Wendungen und einer wunderbaren hintergründigen Komik. Diese Ausgabe vereinigt erstmals alle in Buchform publizierten und einige der in Zeitschriften und Zeitungen erschienenen Erzählungen Adelheid Duvanels in einem Band, der dieser grossartigen Autorin wieder den Platz in der Schweizer Literatur einräumt, der ihr gebührt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Michael Braun würdigt die "editorische Großtat" des Limmat Verlags, dessen Gesamtausgabe mit sämtlichen Prosastücken von Adelheid Duvanel die außergewöhnliche Erzählkunst der Schweizerin deutlich macht, so Braun. Erbarmungslos und präzise schildere Duvanel in ihren von Außenseitern bevölkerten, "verstörenden" Kurzgeschichten von je zwei bis sechs Seiten die "Heillosigkeit" menschlicher Existenz in all ihren Facetten, resümiert der Kritiker: um einsame Mütter, Selbstmörder oder Verlassene gehe es, und jeder Hoffnungsschimmer werde im Keim erstickt. In den surrealen Anklängen mancher Geschichten fühlt sich der Rezensent an die Prosa Kafkas erinnert. Wie Duvanel es vermag, aus gleichsam göttlicher Perspektive gleichzeitig in die Seelen ihrer Figuren und aus ihnen heraus auf die fremde Welt zu blicken, hält Braun für "große Kunst".
© Perlentaucher Medien GmbH
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