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Sommer in Berlin. Ein Kunsthistoriker, der dank eines Stipendiums einige Monate in einer großen Berliner Wohnung verleben darf und dessen Familie ihren Urlaub in Italien verbringt, will die Gelegenheit nutzen, sich seiner lang aufgeschobenen Studie über Tizian zu widmen. Doch stattdessen verbringt er Stunden vor dem Fernseher. Als er seine innere Trägheit durchschaut, entschließt er sich schweren Herzens, den Fernsehapparat für immer abzuschalten. Eine harte Probe seiner Selbstdisziplin, denn er ist geradezu süchtig nach Sportsendungen aller Art. Die fernsehlose Zeit bekommt ihm gar nicht gut.…mehr

Produktbeschreibung
Sommer in Berlin. Ein Kunsthistoriker, der dank eines Stipendiums einige Monate in einer großen Berliner Wohnung verleben darf und dessen Familie ihren Urlaub in Italien verbringt, will die Gelegenheit nutzen, sich seiner lang aufgeschobenen Studie über Tizian zu widmen. Doch stattdessen verbringt er Stunden vor dem Fernseher. Als er seine innere Trägheit durchschaut, entschließt er sich schweren Herzens, den Fernsehapparat für immer abzuschalten. Eine harte Probe seiner Selbstdisziplin, denn er ist geradezu süchtig nach Sportsendungen aller Art. Die fernsehlose Zeit bekommt ihm gar nicht gut. Gefühle von Entbehrung bis hin zu diffusem Schmerz stellen sich ein. Statt fernzusehen gibt der Held sich nun bereitwillig und auf seine somnambule Art dem Müßiggang im sommerlichen Berlin hin, unternimmt Ausflüge an Badeseen, besucht Museen und Cafés. Und er verabredet sich, zum Beispiel mit dem Literaten und von ihm beneideten Frauenhelden John Dory, zu einem Ausflug in den tiefen Osten, der in einem Rundflug über ganz Berlin mündet. Sein Versagen an der Wirklichkeit kommt ihm schlagartig in den Sinn, als ihm einfällt, dass er völlig vergessen hat, die Blumen seiner Nachbarn, der Dreschers, den Sommer über wie versprochen zu gießen.
Autorenporträt
Jean-Philippe Toussaint, geboren 1957, ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur und Fotograf. Er lebt in Brüssel und auf Korsika.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2008

Der seltsame Lauf der Dinge
Tristan Garcia und Jean-Philippe Toussaint erklären unsere Epoche neu, und wenn man ihre Romane gelesen hat, sieht man Paris und Berlin mit anderen Augen

Zwei Bücher aus Frankreich erscheinen in diesem Herbst, die, wenn auch sehr unterschiedlich, von dem Moment eines großen Umbruchs erzählen; in beiden Fällen sind es geschockte, verwirrte Großstädte und Großstädter, in deren Idyll die Weltgeschichte einbricht und den Lauf der Dinge in die seltsamsten Richtungen treibt - und wenn man sie gelesen hat, sieht man nicht nur Paris und Berlin, sondern auch das anders, was in den achtziger und neunziger Jahren passierte.

Der eine ist das Debüt des 1981 geborenen Tristan Garcia, er heißt "La Meilleure Part des Hommes"; der andere ist die endlich wieder verfügbare deutsche Ausgabe des vor zehn Jahren in Paris erschienenen Romans "La Télévision" von Jean-Philippe Toussaint, der vom Berlin der ersten Nachwendejahre, also vom Leben in den neunziger Jahren handelt, einer Epoche, die auch fast schon wieder ein Jahrzehnt zurückliegt und jetzt, wo die Formulierung "that must have been way back in the nineties" um sich greift, auch erste Historisierungen vertragen kann.

Aber der Reihe nach: Wer in diesen Wochen französische Zeitungen aufschlägt, sieht dort immer wieder einen jungen Schriftsteller mit langen braunen Haaren und einem verhangenen Blick, der den Finger nachdenklich ans Kinn legt und so matt aus dem Bild schaut, dass man denkt, auweia, das ist wieder so lauwarme Milchkaffeeliteratur, da wird es wieder um diffuse Gefühle und in die Endlosadoleszenz mitgeschleifte Kraft- und Ratlosigkeiten gehen - aber dann kommt es schon auf den ersten Seiten von "La Meilleure Part des Hommes" anders. Garcia erzählt die Geschichten von Dominique und William, einem zerstrittenen homosexuellen Paar, von Jean-Michel Leibowitz und einer linksliberalen Journalistin namens Elisabeth, die die Liebhaberin von Jean-Michel und eine gute Freundin des Ex-Paares ist - und diese Geschichten beginnen nicht gut und enden noch schlimmer: Man erfährt, dass Wills Eltern sich früh trennten, er bekam einen Fernseher und eine dicke Brille, hörte gern Tanzmusik, hatte aber nie jemanden zum Tanzen, und am Ende des Romans ist er tot - und das, was an Hoffnungen und Katastrophen dazwischen liegt, verdichtet Garcia zu einem finsteren Porträt einer Epoche.

In Frankreich liefern sich die Kritiker eine Schlacht, was von diesem Roman nun literarisch zu halten sei, einig ist man sich aber, dass das Buch das interessanteste der Saison ist. "Les Inrockuptibles" und andere Zeitschriften feierten es wie eine Offenbarung - was auch daran liegt, dass die französischen Kritiker ähnlich verdrossen sind wie ihre deutschen Kollegen angesichts der nicht abreißenden Lawine von neorealistischen Romanen, die wie literarische Webcams das ereignislose Leben ihrer Verfasser abfilmen (". . . ging ich zum Kühlschrank und trank ein Budweiser . . . machte mir einen Kaffee . . . war schon spät, als Luisa anrief . . . Jane meldete sich nicht . . . betrachtete den grauen Teppich, auf dem sich braune Ringe gebildet hatten . . . ging ich früh schlafen" etc.).

Garcia erzählt anders - aus der Sicht einer Frau der achtziger Jahre nämlich, was vor allem ein Versuch ist, die Hysterien, Einkapselungstendenzen und Ängste des Jahres 2008 zu begreifen, indem man an den Punkt zurückgeht, an dem es dunkel wurde - und das sind die frühen achtziger Jahre.

Der Roman beschreibt das Paris der Jahre davor als liberales, zukunftsfrohes Idyll. Garcias Figuren kommen aus muffigen Provinzstädten nach Paris, werden linksliberale Journalisten oder stürzen sich in die florierende homosexuelle Untergrundkultur - und wenn sie etwas verbindet, dann ist es eine Grundeuphorie, der Glaube, dass die Zukunft glänzend werden wird. Dann kommt der Einbruch: Die achtziger Jahre beginnen, die politische Euphorie und die hippieske Grundgelassenheit der frühen siebziger Jahre verblassen, die Wolken, die aufziehen, heißen Reagonomics, Thatcherism, Atomkriegsangst - und, was Teil des Dramas von Garcias Abenteurern ist, Aids. Am Ende des Buchs, Paris ist längst von der Klischeestadt der Liebe zu einem Moloch der Angst geworden, ist Will todkrank, eine Ruine, grausam bestraft für das großzügige, liebessüchtige Leben, dass er geführt hat. In einem der düstersten Kapitel des Buchs kommt Elisabeth, die Erzählerin, gerade aus dem Schwimmbad, sie hat sich die Haare getrocknet, es hängt ein Geruch von Chlor und Wärme und Sonnenmilchduft wie in dem Film "La Piscine" über der Szene - und dann besucht sie ihn in einem braungrauen Apartmentblock hinter der Gare du Nord, er sitzt dort allein und isst ein Stück Fleisch, drückt es mit der Gabel solange, bis Blut heraustritt, verschlingt es dann, als könne dieses Blut seines retten. Bald darauf ist er tot.

Garcia beschreibt eine Gesellschaft, die umkippt wie ein Gewässer, von einer Neugierde auf die Welt in ein System, das von Berührungsangst geprägt ist, einer Angst vor dem Eindringen mutierender Fremdkörper in den eigenen Körper, die Städte, das Land. Meldungen über Öffnungen aller Art werden nur mit grimmigen Bemerkungen kommentiert. Als ihm jemand sagt, die Berliner Mauer sei gefallen, fragt Will, "und in welche Richtung ist sie denn gefallen, kannst du mir das sagen, hm?"

Um die Zeit nach dem Mauerfall, um Berlin und die Verfassung der wendegebeutelten Deutschen nach 1989 geht es im anderen wichtigen Roman der französischsprachigen Literatur, der in diesem Herbst in Deutschland erscheint. Es ist, wie gesagt, eine Neuauflage, im Original erschien "La Télévision" 1997 in Paris. Jean-Philippe Toussaint, 1957 in Brüssel geboren, erzählt die Geschichte eines Kunsthistorikers, der mit einem Stipendium einen Sommer lang nach Berlin geht, um eine lange aufgeschobene Studie über den Maler Tizian zu schreiben. Um besser arbeiten zu können, beschließt er, seinen Fernseher abzuschaffen - aber die Abwesenheit des Fernsehers entwickelt sich in einer für Toussaint typischen Wendung zu einer bohrenden Anwesenheit, wie ein schwarzes Loch, das sich in seine Konzentration frisst. Jedenfalls tritt das Gegenteil ein: Der Held der Geschichte wird nervös und flieht aus seiner fernseherfreien Studierkammer in das richtige Leben, was in diesem Fall das Berlin der neunziger Jahre ist, bummelt durch den Osten und den Westen, entdeckt eine Stadt, die so noch nie beschrieben wurde. In einer Szene läuft er beim Versuch, einen schmerzhaften Sonnenbrand im Wasser abzukühlen, dem komplett bekleideten, im Sommeranzug einherflanierenden Cees Nooteboom in die Arme, der tapfer so tut, als sei dieses Textilgefälle völlig normal (eine Szene, die der echte Nooteboom dem Vernehmen nach überhaupt nicht lustig fand).

Toussaint, der 1985 als Begründer einer neuen Literaturbewegung, des "Nouveau nouveau roman", gefeiert wurde, ist eine Ausnahmeerscheinung in der französischsprachigen Literatur. In seinem Debüt "Das Badezimmer" beschließt der Erzähler, sein Leben in der Wanne zu verbringen. Er verlegt seine Bücherregale ins Bad, die besorgte Mutter taucht auf, ebenso ein polnischer Maler, der ihn vom Sex abhält ("Hinter der Tür ließ Kabrowinski mit ernster Stimme vernehmen, dass er bereits seit heute morgen auf die Farbe warte. Er sprach von einem verlorenen, zerfahrenen Tag. Als sei das das Selbstverständlichste der Welt, öffnete Edmondsson die Tür und schlug ihm vor, mit uns zu Abend zu essen"). Natürlich hält er es nicht lange in seinem Kabuff aus - und betritt die alltägliche Welt mit einem hochbeinigen, zaudernden Respekt, wie man ihn von Hunden kennt, wenn sie zum ersten Mal auf Schnee laufen, erstaunt, überfordert, begeistert, wie Jacques Tati in "Mon Oncle".

Bei Toussaint funktioniert vieles über das Prinzip einer alle Pläne aufweichenden détour, einer Umleitung. Einer zieht los, um den Seeweg nach Indien zu entdecken, und findet Amerika; einer macht beim Rechnen lauter falsche Schritte und kriegt, ohne dass man versteht, wie, am Ende ein richtiges Ergebnis: Nach diesem Prinzip spült es Toussaints Helden auf den absonderlichsten Wegen unerwartet in die richtige Richtung. Auf dem Weg dahin wird die Welt wie mit einer surreal präzisen Sonde gesichtet; der Pullover der Fahrschulleiterin, die Zimmerpflanzen des Charlottenburger Pärchens, die er gießen soll, der Regen, der seltsame Tropfenformationen an der Scheibe hinterlässt, ein Sonnenbrand auf einem blassen Körperteil am Müggelsee: All das wird aufgenommen, als stünde Wolfgang Tillmans hinter der Kamera, schnell und sehr genau, eine Addition von Bildern aus dem Rauschen des Lebens.

Am Ende seines Berlinromans rasselt Toussaints Kunsthistoriker in die minimalistischste Liebesszene der neueren Literatur: Die Nachbarn kommen aus dem Urlaub zurück, sie hatten ihn gebeten, die Pflanzen zu gießen, aber von den Pflanzen hat keine einzige überlebt. Die Nachbarin möchte den französischen Nachbarn französisch mit Küsschen begrüßen, trois bisous, links, rechts, links. Aber im Moment der Annäherung gibt es ein Missverständnis, beide neigen den Kopf in dieselbe Richtung, so dass der routinierte Wangenkuss zu einer ungeplanten Intimität wird - "wobei unsere Münder sich für einen kurzen Augenblick streiften und unsere Lippen sich sachte berührten". Später, als sie wortlos vor den vertrockneten Pflanzen stehen, weht ihm ihr Haar ins Gesicht, und schon steht man mitten drin in so einem seltsamen Umwegglück, wie man es diesem Berlin gar nicht zugetraut hätte.

NIKLAS MAAK

Jean-Philippe Toussaint: "Fernsehen". Roman. Neuausgabe, aus dem Französischen von Bernd Schwibs. Frankfurter Verlagsanstalt, 256 Seiten, 19,80 Euro

Tristan Garcia: "La Meilleure Part des Hommes". Editions Gallimard, 305 Seiten, 18,50 Euro (nur auf Französisch verfügbar)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.02.2009

Die Illusion der Endgültigkeit
Jean-Philippe Toussaints Roman über das Fernsehen
Passender würde dieses Buch vielleicht „Nahsehen” heißen. Es handelt von einem, der beschlossen hat, sein Fernsehgerät nie mehr einzuschalten. Keine Sendung mehr, ein für allemal, „nicht mal Sport”. Das könnte eine schöne Platitüdensammlung ergeben: die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind, den Sinn fürs Reale und Authentische wiederfinden, und so weiter. Jean-Philippe Toussaint wäre für so etwas nicht der richtige Autor. Er spannt den Entschluss seines Helden und seinen Stolz wie seinen Entbehrungsschmerz so in die Geschichte, dass ohne besonderen Wahrheitsanspruch wie zufällig ein anderes Sehen der Welt sich durchsetzt. Denn sein Held ist natürlich ein Augenmensch.
Der mit einem Forschungsstipendium in Berlin lebende Kunsthistoriker gehört nicht zu der Kategorie von Leuten, die ohne die täglichen Glotzbilder in die Hölle ihrer inneren Leere abstürzen würden. Es war anfangs eher ein gedankenloses Hinschauen abends auf den Bildschirm, der zugleich alle und keinen angeht. Bei vollem Bewusstsein über dieses würdelos in die Länge sich ziehende Dasitzen kam dann allmählich der Lähmungsrausch mit der Sucht nach immer „noch mehr Erbärmlichkeit, noch mehr Trostlosigkeit”. Das dauerte bis zum Moment jener einfachen, geschmeidigen, tausendfach wiederholten Geste des Knopfdrucks auf der Fernbedienung mit der plötzlichen Gewissheit: Jetzt ist Schluss, für immer.
So ein Aufhören kann selber zur Obsession werden. Unser „Nie-mehr”-Held erzählt seiner Frau von seinem Entschluss und einem Freund und wirkt immer leicht enttäuscht darüber, wie gleichgültig die Neuigkeit aufgenommen wird. Heute würde der literarische Präzisionskünstler Toussaint so eine Vorlage wohl knapp in ein Gefüge von Minimalhandlungen einpassen. In diesem auf Französisch schon vor zwölf Jahren erschienenen Roman bettet er sie in ein Netz von Parallel- und Nebenhandlungen. Das sommerliche Berlin zur Urlaubszeit mit den Nacktliegewiesen, wo der diskrete Voyeursblick von keiner Mattscheibe geschützt ist, das Herumspähen beim Blumengießen in der leeren Nachbarswohnung, die wissenschaftliche Arbeit an einer Studie über Tizian sind, für sich genommen, reizvolle Stücke von oft smarter Komik. Der Zusammenhang mit dem Hauptthema des Fernsehens ist aber manchmal etwas grob gestrickt und zeigt noch nicht das volle kompositorische Geschick, das Toussaint heute auszeichnet.
Getrübte Wirklichkeit
Sein Talent, Alltagsempfindungen analytisch in scharfe Tatsachenbeschreibung auszudünnen, bestimmt indessen auch schon dieses Buch. Die wohlige Unverbindlichkeit, mit der für den Fernsehzuschauer die nachfolgenden Bildreize immerfort die vorhergehenden auslöschen, und dann die diffuse Mangelempfindung während der Abgewöhnung sind Gegenstand einer scharf geschilderten Verhaltensanatomie. Jede Begegnung mit dem schwarzen Bildschirm wird zur Herausforderung. Wenn der mit Fensterputzen vor der Arbeit fliehende Forscher seine Sprühpistole schließlich auch auf die Bildschirmscheibe richtet, bis das Putzmittel wie verflüssigte Restsendungen an der Scheibe herunterläuft, offenbart sich die ganze Unschlüssigkeit des Nicht-mehr-Zuschauers zwischen dem Willen zum Klarblick und dem Wunsch nach einer getrübten Wirklichkeit.
Zu den Stärken des Autors Toussaint gehörte stets seine besondere Kunst im Umgang mit der Antiklimax. So gipfelt auch hier die sich steigernde Ungewissheit seines Helden – durchhalten oder zurückfallen in die Fernsehgewohnheit? – in keiner Daseinsdramatik. Hart bleiben und die Tizian-Studie fertigstellen oder schwach werden und sich dann selbst verachten können, das sind keine Optionen dieses Romans. Genauer: In ihrer Zuspitzung werden sie ausgeblendet. Inmitten der geschilderten Detailpräzision machen diese Dunkelstellen der Unschärfe bei Toussaint aber gerade die Gravitationszentren des Erzählens aus, zuletzt in der Schrift „Zidanes Melancholie”, wo der Weg vom Impuls zur Tat des berühmten Kopfstoßes auf dem Fußballfeld sein ganzes Rätsel behielt. Feststeht im vorliegenden Buch nur, dass am Ende statt einem zwei Fernsehapparate in der Wohnung stehen. Wie der Romanheld es dabei schafft, abends im Bett liegend über den an Ewigkeit grenzenden Glücksmoment hinweg in „die wiedergefundene Stille und Dunkelheit” einzutauchen, ist sein Problem. Das unsere ist es, seinen verlorenen Fernsehblick in Weltblick umzudeuten. Bernd Schwibs hilft uns mit seiner souveränen Übersetzung erheblich.     JOSEPH HANIMANN
JEAN-PHILIPPE TOUSSAINT: Fernsehen. Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Bernd Schwibs. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2008. 243 Seiten, 19,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Ina Hartwig hat sich mit Jean-Philippe Toussaints Roman "Fernsehen", der bereits 1997 im Original erschien und nach einer vor 7 Jahren unbeachtet gebliebenen Taschenbuchausgabe nun als Hardcover vorliegt, glänzend amüsiert. Sie preist das Buch, in dem ein französischsprachiger Kunsthistoriker zu Studienzwecken in Berlin weilt und dort mit "teutonischem Irrsinn" Bekanntschaft macht, die Freikörperkultur entdeckt und sich das Fernsehen abzugewöhnen versucht, als wirklich komischen Berlin-Roman. Und auch an Selbstironie fehle es Toussaint nicht. Der belgische Autor, so weiß die Rezensentin, war 1993 als Gast des DAAD in Berlin und so darf man annehmen, dass es sich bei dem Text auch um eigene Erfahrungen handelt. Hartwig kann nur hoffen, dass das Buch nun die Beachtung findet, die es verdient, denn ein witzigeres Buch über das Berlin der 90er kann sie sich kaum vorstellen.

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