Mit den berühmten fünf Geschichten aus Ferrara setzt Bassani seiner Heimatstadt und ihren Bewohnern ein liebevolles Denkmal: Es ist das kleine Glück in einer bescheidenen Ehe oder das große, unerreichbare; es ist die tiefe menschliche Zuneigung, die auch unter widrigen Umständen gedeiht und das Versagen des Bürgertums in eben jenen Zeiten, die Bassani in seinem Buch präzise zeichnet, für das er den Premio Strega erhielt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Als wichtigen, heute aber viel zu wenig gelesenen, wenn nicht gar vergessenen Autor bezeichnet Jochen Schimmang den italienischen Erzähler Giorgio Bassani. Schauplatz der meisten seiner Texte ist Ferrara, die Stadt, in der er aufwuchs, aus der er aber auch vor den Faschisten floh, um sich später in Rom niederzulassen. Das Ferrara, das er schildert - auch und gerade in seinem eigentlichen Debüt, den "Ferrareser Geschichten" - ist immer ein rekonstruiertes Ferrara, die Stadt seiner Kindheit und Jugend. Um Idyllen handelt es sich freilich nicht, im Gegenteil. Typisch ist da etwa die Geschichte "Eine Gedenktafel in der Via Manzini", die von dem Juden Geo Josz erzählt, der nach Ferrara zurückkehrt und sich bei den Bewohnern, die so gerne verdrängen würden, was geschah, unbeliebt macht, indem er immerzu Bilder seiner in Buchenwald ermordeten Angehörigen herumzeigen würde. Josz wird die Stadt verlassen und von der Geschichte vergessen sein. Dies aber, die Frage nach Bewahren und Vergessen, sei eben, so Schimmang, Lebensthema des deshalb etwa von W.G. Sebald sehr verehrten Giorgio Bassani.
© Perlentaucher Medien GmbH
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