Während das neue Medium Film in der Neuen Musik nur wenige Spuren hinterlässt, profitiert bereits der stumme Film von den Klangfunden der Moderne. Der Tonfilm führt dessen Praxis der Sichtung und Verwertung des musikalischen Erbes weiter, lässt dabei aber die Klangwelt der Neuen Musik meist nur in filmisch negativ besetzten Situationen zu. Dagegen werden im experimentellen, gelegentlich auch im dokumentarischen Film - wie der abstrakte Film der 20er Jahre, die Arbeiten Dziga Vertovs, der Whitney-Brüder und weiterer Autoren zeigen - Musik und musikalische Moderne zur entscheidenden ästhetischen Instanz. Für den Spielfilm wiederum haben Hanns Eisler, Dmitri Schostakowitsch und Alfred Schnittke abseits des Hollywood-dominierten Mainstreams filmmusikalische Modelle entwickelt, die sich deutlich an der jeweiligen Avantgarde orientieren. Schließlich findet in den Filmen von Stanley Kubrick und Jean-Luc Godard zunehmend autonome Musik aus Geschichte und Gegenwart ihren Platz, während die minimalistische Musik von Philip Glass und Michael Nyman auf bilddeutende Funktionen weitgehend verzichtet und mit repetitiven Klangkulissen die Eigenständigkeit der filmbegleitenden Musik hervorzuheben versucht. Hans Emons, Studium der Musikerziehung, Musikwissenschaft und Altphilologie, hat sich in Hörfunkreihen, Aufsätzen und Buchpublikationen mit den Aufgaben der Musik im Film, der filmischen Visualisierung von Musik, mit den Beziehungen zwischen Musik und Kunst in der amerikanischen Moderne, dem Stellenwert von Montage- und Collageverfahren in Malerei, Literatur und Musik sowie mit der Präsenz musikalischer Prinzipien in Sprachkunstwerken beschäftigt.
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