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Am Film des Mainstream-Kinos wurde seit den 20er Jahren von Schriftstellern, Kunst- und Kulturkritikern, aber auch von den Theoretikern und Publizisten des Films immer wieder die Neigung zum Formelhaften, zu Klischees, zu konventionellen Bildern, wiederkehrenden Erzählmustern und Vorstellungswelten hervorgehoben. An ihr entzündeten sich vehemente Debatten. Jörg Schweinitz erfasst diese Tendenz mit dem Begriff Stereotyp - also mit einem Terminus, dem die Ambivalenz von Funktionalität und distanziertem kritischen Blick eingeschrieben ist. Er sichtet Stereotyptheorien von den verschiedenen…mehr

Produktbeschreibung
Am Film des Mainstream-Kinos wurde seit den 20er Jahren von Schriftstellern, Kunst- und Kulturkritikern, aber auch von den Theoretikern und Publizisten des Films immer wieder die Neigung zum Formelhaften, zu Klischees, zu konventionellen Bildern, wiederkehrenden Erzählmustern und Vorstellungswelten hervorgehoben. An ihr entzündeten sich vehemente Debatten. Jörg Schweinitz erfasst diese Tendenz mit dem Begriff Stereotyp - also mit einem Terminus, dem die Ambivalenz von Funktionalität und distanziertem kritischen Blick eingeschrieben ist. Er sichtet Stereotyptheorien von den verschiedenen Zweigen der Psychologie bis zur Sprach-, Literatur- und Kunsttheorie, um wesentliche Facetten filmischer Stereotypik theoretisch zu modellieren. Vor allem aber geht er der Frage nach, welche Denkweisen gegenüber der intellektuellen und ästhetischen Herausforderung durch das Stereotyp in den film- und kulturtheoretischen Debatten entwickelt wurden. Welche Konzepte dominierten unterschiedliche Phasen des Diskurses? Nachgezeichnet wird die Geschichte des filmtheoretischen Nachdenkens über ein Thema, das sich nahezu durch das gesamte 20. Jahrhundert zog. Autoren wie Hugo Münsterberg, Walther Rathenau, Béla Balázs, Robert Musil, Rudolf Arnheim, René Fülöp-Miller, Theodor W. Adorno aber auch Erwin Panofsky, Roland Barthes, Susan Sontag oder die Filmologen Gilbert Cohen-Séat und Edgar Morin sowie viele andere haben - hier gesichtete - Beiträge zum untersuchten Diskurs geleistet. Dieser begann mit fundamentaler Kritik und mündete schließlich in die postmoderne Lust am Stereotyp. In detaillierten Filmanalysen beschreibt das Buch schließlich, wie die Herausforderung durch das Stereotyp auch von den Filmemachern angenommen wurde. Es zeigt, dass ähnlich dem theoretischen Denken auch in Spielfilmen selbst verschiedene Modelle ästhetischer Anverwandlung von Stereotypen oder ihrer Selbstreflexion hervortreten - von früher ironischer Reflexion (bei Alexander Granowski), bewusster Abwendung (bei Roberto Rossellini), kritischer Dekonstruktion (bei Robert Altman in den 70er Jahren) bis zur Verklärung (bei Sergio Leone oder den Coen-Brothers). Entstanden ist die Geschichte sowohl eines theoretischen als auch eines kinematographischen Diskurses zu einem Jahrhundertthema des Kinos, das heute über den Film hinaus von allgemeinerem medienwissenschaftlichen Interesse ist.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Sehr zufrieden zeigt sich Patrick Straumann mit dieser Studie über "Film und Stereotyp", die der Filmtheoretiker Jörg Schweinitz vorgelegt hat. Die Untersuchung von Stereotypien, also immer wiederkehrenden Erzählmustern und Bildern, die das Mainstreamkino von Beginn an prägten, scheint ihm sowohl filmhistorisch als auch filmtheoretisch höchst aufschlussreich. Deutlich wird für ihn nicht nur die zentrale Bedeutung dieser Klischees als "kommunikative Größe" im Kino, sondern auch ihr kognitiver Wert im Kontext der Filmsprache. Schweinitz Überblick über verschiedene Richtungen der Filmtheorie dokumentiere die variierende Akzeptanz der Filme gegenüber den stereotypen Mustern. Die abschließende Fallstudie von drei Filmen macht für Straumann klar, dass sich das Stereotyp im Film heute "verurteilen, reflektieren oder integrieren, nicht aber ignorieren lässt".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Der hier gebotene Überblick über die diversen Denkströmungen innerhalb der Filmtheorie spiegelt auch die variierende Akzeptanz der Filme gegenüber stereotypen Mustern. Diese Klischeetoleranz ist in Schweinitz' Buch genügend präzise nachgezeichnet, um sich als analytischer Prüfstein ... für das expressive Potenzial der Filme anzubieten. In diesem indirekten und nur lose chronologischen Zugang zur Filmgeschichte liegt zweifellos auch das große Verdienst der Studie." Neue Zürcher Zeitung, 29. Dezember 2006 "Ein Buch, das zum Nachdenken über das Schematische im Film anregt. Und da sich augenblicklich das Kino vielerorts an Stereotypen erschöpft, kann ein Nachdenken, das für neue Schemata auf Grundlage etablierter plädiert, nur von Vorteil sein:" Michael Leuffen in: Schnitt, 42/2006 "Jörg Schweinitz' lesenswerte Studie erschließt eine in der Filmwissenschaft oft einseitig negativ bewertete Fundamentalstruktur massenmedialer Wahrnehmung und Inszenierung und hilft so, massenkulturelle Phänomene in ihrer Vielschichtigkeit zu verstehen. Der gut ausgestattete und sorgfältig edierte Band lädt dazu ein, einmal im Kino auf die sich wiederholenden Strukturen zu achten." Andreas Becker in: Medienwissenschaft, 1/2007 "Besonders hervorzuheben ist die vorurteilslose Herangehensweise an eine Thematik, die, wie im Untertitel schon angedeutet, Polarisierungen geradezu herausfordert." Heike Klippel in: Medien- und Kommunikationswissenschaft, 1/2007 "Die scharfsinnige Auseinandersetzung des Autors mit Stereotypen des Films ist auch eine Erinnerung an eine gewissenhafte Beschäftigung mit der Problematik künstlerischer Individualität und somit ein Aufruf zum kritischen Blick auf das populäre Medium Film." Carsten Siehl in: merz, 51. Jhrg., Nr.3, Juni 2007 "Schweinitz [legt] eine Arbeit vor, die eine wichtige und fundierte Grundlage für die weitere Erforschung der Bedeutung des Stereotypenbegriffs für die unterschiedlichen Bereiche der Filmtheorie, in verschiedenen Genres oder filmhistorischen Epochen ermöglicht. Es bleibt also zu hoffen, dass die von Schweinitz aufgezeigte Geschichte und Theorie des Stereotyps für weitere Forschungen nutzbar gemacht wird und damit für die Filmwissenschaft wie für die Film- und Filmtheoriegeschichtsschreibung neue Perspektiven eröffnet." Tobias Ebbrecht in: Filmblatt, 12. Jg., Herbst 2007 "Moving from the theoretical exploration of the concept to its historical functioning in various discourses on cinema and demonstrating in the third step its analytical productivity, Jörg Schweinitz' book offers a fascinating discussion of an often neglected, or overlooked, but fundamental idea in cinema studies." Frank Kessler in: Historical Journal of Film, Radio and Television, 01 March 2008 "[Diese Studie] erforscht durchwegs methodisch transparent und argumentativ flexibel das komplexe Feld der Stereotypenbildung und erweitert das Verständnis für die Medienentwicklungen auch außerhalb des Kinos beträchtlich." Margrit Tröhler in: Filmbulletin, 2/2008 "'Film und Stereotyp' zeichnet ausführlich die diskursgeschichtliche Entwicklung zentraler Positionen zum Stereotyp nach und diskutiert diese in ihrem weiteren Kontext." Henning Engelke in: sehepunkte, Ausgabe 8 (2008), Nr. 4 "Moving from the theoretical exploration of the concept to its historical functioning in various discourses on cinema and demonstrating in the third step its analytical productivity, Jörg Schweinitz' book offers a fascinating discussion of an often neglected, or overlooked, but fundamental idea in cinema studies." Frank Kessler in: Historical Journal of Film, Radio and Television, vol. 28, März 2008, no.1 "Eine sehr detaillierte kaleidoskopische Studie, die verschiedene Zugangsweisen in Betracht zieht, deren Bedeutung und Fruchtbarkeit für die Geschichte der Filmdiskurse und überhaupt für die Filmtheorie [...] ausgeführt wird. Der Stereotypbegriff erweist sich hilfreich in der Betrachtung der Konsturktion der Figuren, des Plots, der Musik, der Photographie oder der Gestik sowie für die Konzeptualisierung von Filmgenres." Katia Hay in: Philosophische Rundschau, 56 (2009) 2…mehr