Im Bodensee dürfen ab Januar 2024 drei Jahre lang keine Felchen mehr gefangen werden. Fakt!
Warum diese Entscheidung von den drei Anrainerstaaten Österreich, Schweiz und Deutschland getroffen werden musste, erläutert Matthias Moor auf den kursiv gesetzten Seiten 307ff. sehr fundiert. Tatsache ist
nun mal, dass die Menge der von den 64 Berufsfischern gefangenen Felchen in den vergangenen 20…mehrIm Bodensee dürfen ab Januar 2024 drei Jahre lang keine Felchen mehr gefangen werden. Fakt!
Warum diese Entscheidung von den drei Anrainerstaaten Österreich, Schweiz und Deutschland getroffen werden musste, erläutert Matthias Moor auf den kursiv gesetzten Seiten 307ff. sehr fundiert. Tatsache ist nun mal, dass die Menge der von den 64 Berufsfischern gefangenen Felchen in den vergangenen 20 Jahren von seinerzeit mehr als 800 Tonnen auf 20 Tonnen pro Jahr gesunken ist. Grund hierfür sind ausser dem massiven Zuwachs an Stichlingen, der ebenso massive Zuwachs an Kormoranen.
Um diese wie immer von Matthias Moor bestens recherchierten Fakten baut der Autor einen spannenden Krimi mit Familendramen, Familen'kriegen', Geld, Macht, Verbrechen, einer Prise Sex und natürlich dem einen oder anderen Mord herum.
Was ebenso wie bei den anderen Moors fasziniert ist zum einen der flüssig zu lesende Schreibstil, dann die nahtlos ineinander übergehenden Handlungsstränge und auch die exakte der Realität entsprechenden Beschreibungen der Stimmungen am See, der Ortschaften, der Blicke, die sich beispielsweise vom Konstanzer Hörnle Richtung Alpstein und Säntis bieten.
Wer schon einmal von der Konstanzer Altstadt über die Rheinbrücke nach Staad zur Fähre Konstanz - Meersburg gefahren ist, wird sich wahrscheinlich erinnern: "Er blickte zu dem großen, dreieckigen Kirchenbau aus den betonverliebten1960ern, der im Volksmund Seelenabschussrampe hieß, und überlegte, was seine Seele eher in den Himmel katapultieren würde [...]" (S. 276)
Diese 'Seelenabschussrampe' ist der Turm der Maria-Hilf-Kirche, einem römisch-katholischen Kirchengebäude samt integriertem Kindergarten auf der rechten Seite kurz von der Einmündung der Hermann-von-Vicari in die Mainaustrasse.
Zwischendurch und an passenden Stellen lässt Matthias Moor immer wieder ebenso aus den realen Gegebenheiten entwachsenen Gedanken freien Lauf: "Mehr Phosphat in den See leiten? [um den Fischen ein besseres Nahrungsangebot zu schaffen; Anm. WS] Das würden die Leute nicht verstehen, auch wenn es nur ein bisschen sei. Die Badener wollen ihren Bodensee sauber, und den Unterschied zwischen sauber und nährstoffarm, den verstünden die Leute nicht. »So ist das halt in einer Medien-Demokratie« [...] »es zählt nicht das, was vernünftig ist, sondern was vernünftig klingt. Außerdem haben die Leute ein verdammt schlechtes Gewissen. Weil alle wissen, dass wir den Planeten hemmungslos ausbeuten und mit der Umwelt schäbig umgehen. Nicht weil wir das müssen, sondern weil wir ums Verrecken auf kein Milligramm unseres Wohlstandes verzichten wollen.« (S.254f.)
Das soll nicht heißen, dass Matthias Moor mit moralisierend erhobenem Zeigefinger durch seinen lesenswerten Krimi wandelt. Es gelingt ihm einfach, in dem Krimi eine spannende Handlung, die Schönheiten der Bodenseelandschaft und auch zum Nachdenken animierende Feststellungen zu vereinen.