Sommer 2010. Während Priska mit ihrem Innenohr-Implantat das Hören so übt, dass die Punkmusik von früher wieder Rausch werden könnte, erschüttert ein politischer Skandal die Schweizer Öffentlichkeit. Wie in den politisch aufgeheizten 1970er- und 80er-Jahren hat der Inlandsgeheimdienst wieder illegal Daten verdächtiger Personen abgegriffen.Auch Priska wurde damals beobachtet. Die neuerliche Fichen-Affäre weckt Erinnerungen an ihre Zeit in der Clubszene und der Frauenbewegung, vor allem aber an Gina, ihr Vorbild, ihre unerschrockene Mitstreiterin und große Liebe, die ebenfalls im Visier des Staatsschutzes war. Über dreißig Jahre später denkt Priska zurück und fragt sich, wie ihr Leben wurde, was es jetzt ist.Mit poetischen Bildern und sanfter Radikalität spürt Barbara Schibli der Frage nach, ob wir mit den Jahren immer mehr wir selbst werden oder uns in Kompromissen verlieren. Und woran wir den Unterschied erkennen.
»Wenn man die Worte rieseln hört, den Sätzen folgt und in die Bilder taucht, glaubt man, Barbara Schibli finde ihre Geschichten so leicht wie im Rausch oder Traum.« Ursula Fehr, Zürcher Unterländer
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Sieglinde Geisel empfiehlt den zweiten Roman der Schweizerin Barbara Schibli mit leichten Einschränkungen: Die Geschichte um die 53-jährige Priska, die dank eines Implantats nach dreißig Jahren das Hören wieder erlernen kann und dafür die Punk-Schallplatten ihrer Jugend hört, besticht die Kritikerin durch die lebensnahe Schilderung der linken Achtziger in der Schweiz: Frauenbewegungen oder Wohngemeinschaften standen unter Generalverdacht, gekrönt wurde dies Ende der Achtziger durch den Fichen-Skandal, in dessen Folge nicht angepasste Schweizer vom Geheimdienst erfasst wurden. Diese historischen Passagen erscheinen der Rezensentin allerdings zu dokumentarisch. Die Jugendunruhen und das Punk-Gefühl jener Jahre kann Schibli der Kritikerin aber gut vermitteln.
© Perlentaucher Medien GmbH
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