Die Flâneuse - Virginia Woolf in London ist eine von ihnen, Jean Rhys in Paris, Holly Golightly in New York. Sie alle erobern sich selbstbewusst Städte, Menschen und Gedanken. Sie sind neugierig, klug und unabhängig, reisen, wohin sie wollen und genießen die Freiheit der Großstadt. Die Autorin und Essayistin Lauren Elkin folgt den Spuren außergewöhnlicher flanierender Frauen, indem sie selbst durch das heutige Paris, New York, London, Venedig und Tokyo spaziert. Sie lässt sich treiben durch Städte, Literatur, Kunst und Geschichte und zeigt in ihrer Geschichte des weiblichen Flânierens wie berauschend es sein kann, sich eine Stadt zu erobern, was lange nur Männern vorbehalten war.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2019NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Eine Amerikanerin in Paris: In einem Vorort von New York aufgewachsen, wo alle überallhin mit dem Auto fahren, findet es Lauren Elkin exzentrisch, ohne Grund zu Fuß zu gehen. In Paris entdeckt sie dies für sich, es wird ihre wichtigste Pariser Erfahrung - neben Museen und einer unglücklichen Liebe; sie wird für immer in Großstädten leben wollen. "Es hatte etwas mit der absoluten, vollkommenen Freiheit zu tun, die sich entfaltet, wenn man einen Fuß vor den anderen setzt." Und so erfindet sie das Wort Flâneuse.
Nach einem ersten Unwillen über diesen Buchtitel begreift man beim Lesen rasch, dass beim Flaneur Frauen tatsächlich nicht mitgemeint sind. Als wichtigsten Unterschied macht Elkin aus: Das Flanieren, das scheinbar unbeteiligte Beobachten, gelang Männern so leicht, weil sie wie unsichtbar durch die Stadt spazieren konnten. Frauen hingegen fielen auf, zu Fuß waren früher nur Bedienstete und Prostituierte unterwegs, Frauen waren selbst das Objekt der Beobachtung. Elkin zeigt das anhand eines berühmten Fotos von Ruth Orkin einer jungen Amerikanerin in Florenz, bedrängt von den Blicken der Männer.
Elkins Buch ist eine Hymne auf das Flanieren und auf Städte, in denen sie selbst lebte und lebt, New York, Paris, Tokio, ein bisschen Venedig und London. Die Autorin und Essayistin verwebt biographisches Flanieren mit den Spuren berühmter Frauen, folgt Virginia Woolf in London, Jean Rhys in Paris, Holly Golightly und Joan Didion in New York.
Vor allem in einer neuen Stadt sei Gehen Kartographieren mit den Füßen, es helfe, sich die Stadt zusammenzusetzen. Sie verzweifelt an Tokio, weil dort für Fußgänger nur Shoppingmalls blieben. "Nach zwei Wochen hätte ich schreien können." Und sie mag sich selbst nicht in ihrer Borniertheit: "Ich war sehr langweilig." Für Elkin wird das Flanieren zum Sinnbild der modernen Frau. Aber weil sie - natürlich - auch Feministin ist, erkennt sie. "Von Teheran bis New York können sich Frauen noch immer nicht auf dieselbe Art in der Stadt bewegen, wie es Männern möglich ist."
So fordert sie das Recht der Flâneuse ein, "auf unsere Weise Raum einzunehmen". Und was Orkins "american girl in Italy" betrifft: Die Frau, Jinx Allen, reiste alleine, wie auch die Fotografin, und sagte Jahrzehnte später, das Foto "steht für eine Frau, der es absolut blendend geht!" Die Flâneuse als Inbegriff der freien Frau, glücklich flanierend in den Straßen der Großstädte.
bfer.
Lauren Elkin: "Flâneuse. Frauen erobern die Stadt - in Paris, New York, Tokio, Venedig und London". Übersetzt von Cornelia Röser. btb, 22 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche Eine Amerikanerin in Paris: In einem Vorort von New York aufgewachsen, wo alle überallhin mit dem Auto fahren, findet es Lauren Elkin exzentrisch, ohne Grund zu Fuß zu gehen. In Paris entdeckt sie dies für sich, es wird ihre wichtigste Pariser Erfahrung - neben Museen und einer unglücklichen Liebe; sie wird für immer in Großstädten leben wollen. "Es hatte etwas mit der absoluten, vollkommenen Freiheit zu tun, die sich entfaltet, wenn man einen Fuß vor den anderen setzt." Und so erfindet sie das Wort Flâneuse.
Nach einem ersten Unwillen über diesen Buchtitel begreift man beim Lesen rasch, dass beim Flaneur Frauen tatsächlich nicht mitgemeint sind. Als wichtigsten Unterschied macht Elkin aus: Das Flanieren, das scheinbar unbeteiligte Beobachten, gelang Männern so leicht, weil sie wie unsichtbar durch die Stadt spazieren konnten. Frauen hingegen fielen auf, zu Fuß waren früher nur Bedienstete und Prostituierte unterwegs, Frauen waren selbst das Objekt der Beobachtung. Elkin zeigt das anhand eines berühmten Fotos von Ruth Orkin einer jungen Amerikanerin in Florenz, bedrängt von den Blicken der Männer.
Elkins Buch ist eine Hymne auf das Flanieren und auf Städte, in denen sie selbst lebte und lebt, New York, Paris, Tokio, ein bisschen Venedig und London. Die Autorin und Essayistin verwebt biographisches Flanieren mit den Spuren berühmter Frauen, folgt Virginia Woolf in London, Jean Rhys in Paris, Holly Golightly und Joan Didion in New York.
Vor allem in einer neuen Stadt sei Gehen Kartographieren mit den Füßen, es helfe, sich die Stadt zusammenzusetzen. Sie verzweifelt an Tokio, weil dort für Fußgänger nur Shoppingmalls blieben. "Nach zwei Wochen hätte ich schreien können." Und sie mag sich selbst nicht in ihrer Borniertheit: "Ich war sehr langweilig." Für Elkin wird das Flanieren zum Sinnbild der modernen Frau. Aber weil sie - natürlich - auch Feministin ist, erkennt sie. "Von Teheran bis New York können sich Frauen noch immer nicht auf dieselbe Art in der Stadt bewegen, wie es Männern möglich ist."
So fordert sie das Recht der Flâneuse ein, "auf unsere Weise Raum einzunehmen". Und was Orkins "american girl in Italy" betrifft: Die Frau, Jinx Allen, reiste alleine, wie auch die Fotografin, und sagte Jahrzehnte später, das Foto "steht für eine Frau, der es absolut blendend geht!" Die Flâneuse als Inbegriff der freien Frau, glücklich flanierend in den Straßen der Großstädte.
bfer.
Lauren Elkin: "Flâneuse. Frauen erobern die Stadt - in Paris, New York, Tokio, Venedig und London". Übersetzt von Cornelia Röser. btb, 22 Euro
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»Lauren Elkin hat mit 'Flâneuse' nicht nur eine Geschichte kluger Rebellinnen geschrieben, sondern eine Geschichte des weiblichen Blicks. Wer sie liest, sieht danach mehr von London, Paris, New York. Und sich selbst ganz neu beim Sehen zu.« Süddeutsche Zeitung