Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Osteuropa-Institut), Veranstaltung: Umsiedlungen, Vertreibungen und Bevölkerungstransfers im Europa des 20. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Fluchtbewegungen in den 1990er Jahren in Jugoslawien sind die schlimmste Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. „Mit massiver Unterstützung der hochgerüsteten ‚jugoslawischen’ Armee, angefeuert von serbischen Nationalisten unterschiedlicher Couleur und organisiert von professionellen Mördern begannen bislang ‚normale’ Bürger, ihre Mitmenschen anderer Nationalität oder Konfession zu vertreiben, zu demütigen, zu vergewaltigen und zu vernichten.“1 Dabei stellt sich die Frage, wie konnte es dazu kommen? Zu diesem Thema und unter dieser Fragestellung ist sehr viel publiziert worden. Meist handelt es sich um umfassende Beschreibungen der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignisse, die zum Zusammenbruch Jugoslawiens und den daraus resultierenden Konflikten in Form von Kriegen führten. Dabei wurde häufig auch die Entwicklung einzelner Republiken als Gegenstand gewählt. In der vorliegenden Untersuchung soll es dem gegenüber allein um die Ereignisse in der Krajina während der 1990er Jahre gehen. Damit verbindet sich vorrangig die Fragestellung, warum die Krajina während der kroatischen Unabhängigkeitsbestrebungen und darüber hinaus eine besondere Rolle spielt? Es wird versucht, eine Verknüpfung der Erkenntnisse zu den Bedingungen für eine Eskalation von Gewalt und den damit einhergehenden Fluchtwellen aus der Krajina herzustellen. Einleitend folgt eine Begriffsbestimmung und damit einhergehende regionale Einordnung der Krajina sowie die ideengeschichtliche und historische Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert bis in die jugoslawische Zeit. Im zweiten Abschnitts geht es um die Ausgangsbedingungen für die Ereignisse in der Krajina in den 1990er Jahren. Hier stellt sich die Frage nach einem historisch-regionalen oder ethnischen Sonderbewusstsein der Serben in der Krajina, das im zunehmenden Zerfall Jugoslawiens nach dem Tod Titos im Verteilungs- und Machtkampf der Oligarchien der Republiken mit Hilfe erfundener Traditionen und dem Geschichtsbewusstsein der Bevölkerung manipuliert werden konnte. Gegenstand des dritten Kapitels sind die Fluchtwellen vom März 1990 bis zum Juni 1991, während des Krieges von Juli bis Dezember 1991 und während der Rückeroberung der Krajina im Sommer 1995. Das Augenmerk liegt auf der Art der Kriegführung, den „ethnische Säuberungen“ und den Bedingungen für die Eskalation von Gewalt. Die Arbeit schließt mit einem Resümee.