Zwei junge Frauen, die schwerverletzt mitten in der Nacht vor einem Seiteneingang des Krankenhauses abgelegt werden. Zwei junge Männer, die in diesen Vorfall involviert sind. Toxische Familienbande, die für einen von ihnen in eine Sackgasse führen, aus der es keinen Ausweg gibt. Ein melancholischer
Commissario, der sich von Tacitus trösten lässt und einmal mehr erkennen muss, dass Moral und Geld…mehrZwei junge Frauen, die schwerverletzt mitten in der Nacht vor einem Seiteneingang des Krankenhauses abgelegt werden. Zwei junge Männer, die in diesen Vorfall involviert sind. Toxische Familienbande, die für einen von ihnen in eine Sackgasse führen, aus der es keinen Ausweg gibt. Ein melancholischer Commissario, der sich von Tacitus trösten lässt und einmal mehr erkennen muss, dass Moral und Geld in Venedig nicht zusammenpassen.
30 Jahre Brunetti und ebenso viele Bände, in denen ich die Fälle des sympathischen Commissarios verfolgt habe, der sich so wohltuend von den meisten seiner literarischen Kollegen unterscheidet: Sein familiäres Umfeld ist intakt, er hat weder Drogen- noch Alkoholprobleme und neigt nicht zu Gewaltausbrüchen. Er ist geerdet, einfühlsam, freundlich, hat gute Manieren, ist gebildet und Überheblichkeit geht ihm völlig ab. Kurzum, er ist ein sympathischer Zeitgenosse.
Waren es zu Beginn der Reihe Fälle, die ihren Ursprung oft in den mafiösen Verstrickungen sowie dem korrupten Gebaren der Politiker und/oder der Mitarbeiter kommunaler Stellen hatten, wandelten diese sich zunehmend hin zu den eher zwischenmenschlichen Beweggründen, allerdings meist zusätzlich erweitert um pekuniäre Faktoren. Und auch wenn im Lauf der Zeit die Qualität der Stories geschwankt hat, solide waren sie allemal.
Mit dem aktuellen Band der Reihe hat die Autorin aber wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Die Frage nach Täter und Motiv scheint nur auf den ersten Blick schnell geklärt, denn im Laufe der Ermittlung gewinnen zahlreiche Nebenhandlungen an Bedeutung, die von gesellschaftspolitischer Relevanz sind. Und auch aktuelle Themen, die die Venezianer umtreiben, werden nicht ausgespart. Leon geht hierbei subtil vor, bei ihr reicht oft schon ein Nebensatz, der das Kind beim Namen nennt, was wesentlich eindrücklicher als der Furor so man anderer Autorin ist.
Ein erfreuliches Wiedersehen mit alten Bekannten. Lesen!