Meine Kindheitserinnerungen erscheinen in Bildern, die ich tief in mir trage und die mich wohl nie loslassen werden. Vor mir sehe ich eine übermenschlich große, allmächtige Vaterfigur, in deren Schatten ich stehe. Daneben meine Mutter, klein, sanft, liebevoll. In meinen Träumen hat sie Flügel, die sie schützend über uns Kinder deckt. Meine vom Krieg traumatisierten Eltern lernten sich in einem Flüchtlingslager kennen. Viele Kinderjahre hausten wir als Flüchtlinge in elenden Baracken. Ich wurde ausgegrenzt, verfolgt und misshandelt: »Das ist nur ein Flüchtlingskind, der Sohn von Paul, dem Säufer, Gesindel.« Mit zwölf Jahren habe ich versucht, meinen grausamen Vater umzubringen. Seine übermächtigen Wurzeln nahmen mir jeden Raum für ein eigenständiges Leben. Erst als Erwachsener habe ich mühevoll eigene Wurzeln gebildet, die mich heute nähren. Lange war ich süchtig nach Arbeit und wollte immer mehr, mehr, mehr - heute will ich froh sein über das, was ich habe und für meine Lieben da sein.
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