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In diesem Buch geht es um mehr als das Meer, nicht bloß um klassische Abenteuer und Robinsonaden, sondern um die Gezeiten und die zugrundeliegende unsichtbare Gravitationskraft als Strippenzieher und Wirkmacht hinter den Kulissen. Dabei verknüpft der Autor locker Wissenschaft, Mythen und Anekdoten, philosophische und praktisch-applikable Gedanken über Zeit, Gezeiten und Geschichte, wenn er etwa davon berichtet, wie "ein einziger Gezeitenwechsel den Ausgang einer Seeschlacht" entschieden hat. Fern von trockener Fachliteratur zeichnet Aldersey-Williams die oft intrigante Wissenschaftsgeschichte von Aristoteles über Thomas von Aquin bis Galilei und Newton nach. Er führt aus, wie Gezeiten bei der Planung der Landung in der Normandie Kriege beeinflussten, aber wie sie auch Künstler von Edgar Allan Poe ("Hinab in den Maelström") über Jules Verne ("20000 Meilen unter dem Meer") bis zu den Wirbelstudien in Hiroshiges Holzschnitten dramatisch inspirierten. Das "himmlische Uhrwerk" der Gezeiten wirkt als Schicksalspendel, mal Fluch, mal Segen, und ist Schöpfer und Zerstörer zugleich. Das Buch beschwört das Watt als Genius Loci, von Gezeiten gezogene Grenze und kosmischen Kräften umsorgtes Biotop und Ökosystem. Es erläutert plastisch, wie die Flut für Meerestiere als Lieferservice von Nahrung und Mitfahrgelegenheit dient. Nur der etwas didaktische Schluss, wenn die Auswirkungen des Klimawandels auf den Meeresspiegel beschrieben werden, fällt vom ansonsten im angenehmen Ton gehaltenen Werk etwas ab.
sg
"Flut. Das wilde Leben der Gezeiten" von Hugh Aldersey-Williams. Carl Hanser Verlag, München 2017. 368 Seiten. Gebunden, 24 Euro.
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