Bestattungsplätze der Neuzeit sind vielfach bis heute ein ›Stiefkind‹ der Archäologie und nur selten im Blickpunkt gezielter wissenschaftlicher Untersuchungen. Umso erfreulicher ist es, dass die Ergebnisse der im Jahr 2010 durchgeführten Denkmalschutzgrabung in einem Teilbereich des ehemaligen Matzleinsdorfer Friedhofs in Wien nicht nur aufgearbeitet werden konnten, sondern nunmehr auch in einer Publikation vorliegen. Trotz der zeitlichen Distanz zum 18. und 19. Jahrhundert zeigen sich im Grabungsbefund gerade beim Totenbrauchtum viele Ähnlichkeiten, aber auch manche Unterschiede zu heutigen Gepflogenheiten. Durch die Zusammenführung archäologischer, schriftlicher und bildlicher Quellen ist es den Autorinnen und Autoren zudem gelungen, eine große Zahl der bei der Grabung dokumentierten Bestattungen den tatsächlichen Grabinhabern zuzuordnen – ein selbst in der Neuzeitarchäologie ganz seltener Glücksfall. Mit der detaillierten Darstellung der Friedhofsgeschichte, der Grabfunde und auch der Befunde zu einzelnen Grabformen entsteht ein abgerundetes, facettenreiches Bild dieses im Zuge der josephinischen Bestattungsreformen Ende des 18. Jahrhunderts gegründeten Friedhofes, der – obzwar nur knapp 100 Jahre lang in Betrieb – zur letzten Ruhestätte für Tausende Wienerinnen und Wiener wurde.