Origami, die Kunst des Papierfaltens, ist die alte japanische Technik, ein zweidimensionales Blatt Papier dreidimensional zu gestalten. In Japan stehen abstrakte Formen weniger im Vordergrund, sondern meist der Versuch, naturalistische Abbilder zu schaffen und das oft mit staunenswerter
Virtuosität.
Papier kann aber auch im abstrakten Sinn künstlerisch eingesetzt werden oder als Modell für…mehrOrigami, die Kunst des Papierfaltens, ist die alte japanische Technik, ein zweidimensionales Blatt Papier dreidimensional zu gestalten. In Japan stehen abstrakte Formen weniger im Vordergrund, sondern meist der Versuch, naturalistische Abbilder zu schaffen und das oft mit staunenswerter Virtuosität.
Papier kann aber auch im abstrakten Sinn künstlerisch eingesetzt werden oder als Modell für Geometrien dienen, die sich technisch aus flachen Elementen produzieren lassen. „Folding Techniques for Designers“ vermittelt mithilfe von aus dem Origami abgeleiteten Anleitungen die notwendigen Kenntnisse, um komplexe Formen zu falten. Der auf dem Cover abgebildete Torus steht beispielhaft für Objekte, denen ein regelmäßiges, mathematisches Konstruktionsprinzip zugrundeliegt, aber es werden auch Techniken vorgestellt, die dem freien künstlerischen Gedanken mehr Raum geben.
Alle dargestellten Formen sind aus 100 g/m2 Papierbögen gefaltet. Der Autor macht zwar keine Angaben zur Papierqualität, aber das ist auch ein Freiheitsgrad bei der persönlichen Gestaltung. Ferner braucht man ein Lineal und je nach Komplexität auch einen Winkelmesser und ein Skalpell. Das Skalpell wird vor allem zum Prägen von scharfen Falzlinien mit dem Rücken gebraucht, geschnitten wird bei den Modellen selten.
Die Anleitungen nutzen die auch im Origami verwendete Falt-Notation, die sehr anschaulich und leicht zu erlernen ist. Zusätzlich werden die Grundtechniken auch noch in insgesamt 10 Videos gezeigt. Man braucht in jedem Fall ein bisschen Übung, insbesondere um saubere (und parallele) Gegenfalze ohne störende Knicke zu produzieren. Neben der Anleitung finden sich sehr ästhetische s/w Fotografien der Modelle, von denen einige zweifellos eigenen Kunstwert haben. Da der Autor aus Anschaulichkeitsgründen nur weißes Papier nutzt, ist der Effekt von Farbe noch gar nicht angeschnitten und eröffnet viele weitere Möglichkeiten. Die Zielgruppe sind Designer und Künstler. Daher wird auch das wichtige Thema Copyright adressiert, denn Faltobjekte sind in einigen Fällen geistiges Eigentum, für dessen kommerzielle Nutzung man Tantieme zahlen muss.
Einige der vorgestellten Formen sind wirklich außergewöhnlich und man kann kaum glauben, dass sie aus einem zweidimensionalen Blatt überhaupt entstehen können. Die Präzision und die damit einhergehenden Licht- und Schatteneffekte machen schon die Fotos zu eindrucksvollen Kunstwerken, die dritte Dimension liefert aber noch zusätzliche Lebendigkeit.
Das Buch, das schon seit einigen Jahren nur noch antiquarisch zu bekommen war, erscheint jetzt in zweiter Auflage und ist zu Recht ein kleiner Klassiker.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)