Bei Fotografien herausragender historischer Ereignisse stellen sich immer bestimmte Bilder heraus, die vornehmlich publiziert und dadurch kollektiv erinnert werden können. Dies verdeutlicht auch die fotografische Präsentation des 11. September. Wenngleich im wissenschaftlichen Diskurs der Terroranschläge von einem Bildereignis und dem meistfotografierten Ereignis der Gegenwart gesprochen wird, so sind es die brennenden Türme, die zum Sinnbild von 9/11 geworden sind. Der öffentliche Bilderkanon an den Folgetagen der Anschläge ist mit stets denselben, symbolisch sortierten Bildern gespeist. Folglich stellt sich die Frage nach alternativen Strategien der Sichtbarkeit, die sich hinter der sogenannten Bilderflut des Ereignisses verbergen. Denn die öffentliche Visualisierung der Terroranschläge verortet sich innerhalb eines zunächst widersprüchlich erscheinenden Spannungsfeldes aus einer Bilderflut repetitiver Motive und einer gleichzeitigen Bilderarmut der Motivvielfalt. Aus kunsthistorischer Perspektive deckt die Studie ein anderes Verständnis für die Fotografie des Terrors auf. Spezifische Topoi differenzieren das fotografische Gesicht dieses Ereignisses aus, um das Bild des Terrors motivisch zu erweitern.