Die Welt der Bücher als Pflaster für Wunden, die durch den Krieg entstanden sind
Ein Bombenangriff zerstört alles, was für Eva Familie, Zukunft und große Träume bedeutet hat. Was bleibt sind Erinnerungen und der Versuch eines Neuanfangs. Eva erinnert sich, dass in Andernach noch Onkel und Tante
wohnen, denen eine Buchhandlung gehört. Dort angekommen, schlägt ihr zunächst Abneigung und…mehrDie Welt der Bücher als Pflaster für Wunden, die durch den Krieg entstanden sind
Ein Bombenangriff zerstört alles, was für Eva Familie, Zukunft und große Träume bedeutet hat. Was bleibt sind Erinnerungen und der Versuch eines Neuanfangs. Eva erinnert sich, dass in Andernach noch Onkel und Tante wohnen, denen eine Buchhandlung gehört. Dort angekommen, schlägt ihr zunächst Abneigung und Misstrauen entgegen, denn die Buchhandlung ist ein geheimer Treffpunkt von Literaturbegeisterten, die sich dem Nazi-Regime mehr als kritisch gegenüberstehen. Eva beginnt, sich in Andernach wohl zu fühlen und das liegt nicht nur an der Welt der Bücher, die für sie plötzlich so viel mehr ist, als nur gedruckte Buchstaben auf Papier....
Ein Buch über Bücher zu schreiben ist eine wundervolle Idee. Diese dann auch noch mit wahren Begebenheiten zu verknüpfen und mit emotionalen Momenten zu verbinden, ist wirklich der Stoff, aus dem lesenswerte Romane gemacht sind. Susanne Esser lässt mit Eva Liebe eine junge Frau durch die Kapitel streifen, die vom ersten Augenblick an die Leser:innen mit an ihre Seite nimmt. Ihr Schicksal geht zu Herzen und bewirkt, dass eine ganz starke Bindung zwischen Lesenden und Figur entsteht. Eva wird nämlich im Verlauf der Kapitel zu einer guten Freundin, mit der Freude und Leid, Hoffen und Bangen, Träumen und Lieben geteilt werden kann.
Die Schilderungen der Kriegsszenarien sind sehr authentisch, sodass der hohe Pfeifton und das Einschlagen der Bomben allgegenwärtig ist und sich in den Ohren festsetzt. Der Weg nach Andernach hat auch seine Tücken und ich bewundere Eva, wie sie trotz aller negativen Ereignisse nie den Mut verliert, immer wieder aufsteht und ihren Weg geht.
Tante Maria ist auch sehr schön skizziert und ihre Bedenken verständlich. In einer Zeit, in denen ein unbedachtes Wort schon das letzte gewesen sein kann, verschenkt sie ihr Vertrauen nicht leichtfertig. Hinter ihrer harten Schale steckt aber ein recht weicher Kern, der nach und nach zum Vorschein kommt.
Esser lässt den Mikrokosmos Buchhandlung für die Leser:innen aus den Seiten steigen und es ist unglaublich schön zu lesen, wie die Welt der Bücher sich für Eva öffnet und sie in ihren Bann zieht. Auch wenn die Widrigkeiten des Krieges Tante und Nichte vor manche Hürde stellen, so gehen beiden doch immer mehr aufeinander zu.
Evas Nachname sorgt für Herzklopfen - überwiegend im positiven Sinne, aber es gibt auch eine Szene, in der die Lesenden unweigerlich den Atem anhalten und hoffen, dass alles gut ausgeht. Hier weiß die Autorin ganz genau, wie sie spannende und aufwühlende Sequenzen mit in die Handlung einfließen lässt, um ihre Leser:innen bei der Stange zu halten.
Die Buchhandlung am Rhein wird für Eva ein neues Zuhause und auch für Buchbegeisterte öffnet sie bereitwillig ihre Türen, um all die Geschichten zu erzählen, die sich nicht nur auf Papier, sondern auch im Zwischenmenschlichen ereignen. Authentisch und nachvollziehbar erzählt, ist der Start in diese Buchreihe mehr als geglückt.