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Der Mordprozess Lieschen Neumann: Packender Politkrimi mit realem Hintergrund Berlin 1930: Die jüdische Reporterin Leonore »Leo« Wolf zieht in die Hauptstadt, um beim Sozialdemokratischen Pressedienst zu arbeiten. Als ein sechzehnjähriges Mädchen des Mordes an einem Uhrmacher angeklagt wird, der mit Nacktfotos von Minderjährigen Geschäfte machte, übernimmt Leo die Prozessberichterstattung. Da auch Nazis zu den Kunden des Getöteten gehörten, gerät sie schnell ins Visier der NSDAP – und die brutalen Schikanen lassen nicht lange auf sich warten. Hilfe erhält Leo durch den Verleger Valentin…mehr

Produktbeschreibung
Der Mordprozess Lieschen Neumann: Packender Politkrimi mit realem Hintergrund Berlin 1930: Die jüdische Reporterin Leonore »Leo« Wolf zieht in die Hauptstadt, um beim Sozialdemokratischen Pressedienst zu arbeiten. Als ein sechzehnjähriges Mädchen des Mordes an einem Uhrmacher angeklagt wird, der mit Nacktfotos von Minderjährigen Geschäfte machte, übernimmt Leo die Prozessberichterstattung. Da auch Nazis zu den Kunden des Getöteten gehörten, gerät sie schnell ins Visier der NSDAP – und die brutalen Schikanen lassen nicht lange auf sich warten. Hilfe erhält Leo durch den Verleger Valentin Winterstein, einen weltgewandten und äußerst attraktiven Mann, mit dem sie sich Hals über Kopf in eine Affäre stürzt. Doch der berüchtigte Frauenheld spielt ihr gegenüber nicht mit offenen Karten ...
Autorenporträt
Gabriella Wollenhaupt arbeitete viele Jahre als Fernsehredakteurin in Dortmund. Ihre freche Polizeireporterin Maria Grappa hatte 1993 ihren ersten Auftritt und entwickelte sich zu einer der beliebtesten Ermittlerinnen im deutschen Krimi. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Friedemann Grenz hat die Autorin weitere Romane geschrieben, zuletzt »Schöner Schlaf«. www.gabriella-wollenhaupt.de
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.01.2022

Godzilla im Souterrain
Krimis in Kürze: Attica Locke, Wollenhaupt & Grenz, Regina Nössler

Wer sich um seine Autorinnen und Autoren kümmert, der bringt, wie der Stuttgarter Polar-Verlag, nicht nur deren neueste Titel heraus. Weil der Herausgeber Wolfgang Franßen an Attica Locke glaubt, erscheint jetzt auch ihr zwölf Jahre alter Debütroman "Black Water Rising" (Polar, 456 S., geb., 24,- Euro). Dass das Buch mit einem Blurb von James Ellroy versehen ist, sollte niemanden beunruhigen. Locke hat keinen Hang zum Stakkato. Ihr Buch spielt in Houston zu Beginn der Achtzigerjahre. Sein Protagonist ist der afroamerikanische Anwalt Jay Porter. Er hat eine Vergangenheit in der Black-Power-Bewegung, er war im Gefängnis, obwohl er nicht zu den Militanten zählte, und seine damalige weiße Freundin hat es auf dem Marsch durch die Institutionen bis zur Bürgermeisterin von Houston geschafft.

Porter ist ruhiger geworden, manche halten ihn schon für angepasst. Er meidet unnötigen Ärger so lange, bis dieser Ärger ihn heimsucht. Bei einer Bootstour zum Geburtstag seiner schwangeren Frau wird er zufällig in einen Mordfall verwickelt, der ungeahnte Weiterungen haben wird. Die streikwilligen Hafenarbeiter setzen auf seine Kontakte ins Rathaus. Und er versucht sich herauszuwinden, aber aus dem Kräftespiel von Politik und Wirtschaft, in das er hineingeraten ist, kommt er nicht so einfach wieder frei.

Attica Lockes Buch ist ein bemerkenswertes Debüt, weil es mit großem Geschick eine komplizierte, spannende Intrige, Mord und Korruption mit der Geschichte von Ölindustrie und Black Power in Texas verbindet. Man hat Lockes Bücher nicht ohne Grund mit denen von Dennis Lehane oder George Pelecanos verglichen.

Gabriella Wollenhaupt und Friedemann Grenz sind ein schreibendes Ehepaar. Sie hat schon dreißigmal die Journalistin Maria Grappa durch Bierstadt geschickt, womit Dortmund gemeint ist; er hat vor vielen Jahren ein sehr konzises Buch über "Adornos Philosophie in Grundbegriffen" veröffentlicht. Von diesen Ausgangspunkten führt nicht zwingend ein direkter Weg in die letzten Jahre der Weimarer Republik. "Fräulein Wolf und die Ehrenmänner" (Grafit, 288 S., br., 13,- Euro) begibt sich auf mittlerweile recht ausgetretenes "Babylon Berlin"-Terrain. Anders als viele historische Krimis, die einfach drauflosfabulieren, konzentrieren sich Wollenhaupt und Grenz auf einen historischen Mordprozess gegen eine junge Frau, der in Gutachten, Akten und zeitgenössischer Presse gut dokumentiert ist.

Fiktive Hauptfigur ist die junge jüdische Reporterin Leonore Wolf, Nichte des Berliner Polizeivizepräsidenten Bernhard Weiß, die 1930 aus Wien nach Berlin kommt, beim Sozialdemokratischen Pressedienst anfängt und über den Mordfall an einem Uhrmacher berichtet, der sein Einkommen mit Nacktfotos junger Mädchen aufbesserte. Der Roman ist solide erzählt, lässt einige Damen und Herren der Zeitgeschichte auftreten, gönnt sich noch eine etwas zu kitschig ausgeschmückte Liebesgeschichte - und man hofft am Ende dann doch, dass nicht 29 weitere Bücher folgen wie über Frau Grappa.

Isabel Keppler ist 39 Jahre alt, "also fast tot, hatte nie eine Ausbildung zu Ende gebracht, lungerte im Leben herum". Sie hat zweieinhalb Jobs, einen Goldhamster namens "Godzilla", ist eine ziemliche Misanthropin und wohnt in einer Souterrainwohnung an der Kreuzberger Katzbachstraße. Wer die Straße kennt, weiß, dass kein Wort über die dortige Lärmbelästigung übertrieben ist. Und eines Tages liegt dann ein toter Mann in dieser Wohnung.

Das ist das Setting von Regina Nösslers Thriller "Katzbach" (Konkursbuch, 352 S., br., 12,90 Euro). Es beginnt mit einer Kapitelüberschrift "Danach", dann springt die Erzählung leichtfüßig in der Chronologie hin und her, zählt die Tage, die noch bis Heiligabend bleiben, blendet dann wieder ein wenig zurück. Nur wer der Mann ist, der da liegt, erfährt man nicht. Das ist ein simpler, aber sehr gut funktionierender erzählerischer Trick: Man rätselt und irrt immer wieder, bis zum Schluss. Regina Nössler erzählt das in einem nie aufdringlichen, sehr lässigen, manchmal leicht schnoddrigen Tonfall, der perfekt zur abgeklärten Weltsicht der Protagonistin passt. Isabel mag ja viele Fehler und Macken haben, aber selbstmitleidig ist sie nicht. PETER KÖRTE

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