Obwohl die fraktale Perspektive unsere Weltwahrnehmung bestimmt und sich nicht nur in unseren Vorstellungen über die Welt und über uns selbst widerspiegelt, sondern auch unsere Bewertungen, Meinungen, Entscheidungen und Handlungen determiniert, tun wir uns ziemlich schwer damit, diese zu erkennen und zu akzeptieren. Wir versuchen in der Regel unsere Untersuchungsperspektive zu vereinfachen bzw. zu linealisieren, indem wir alles, was uns auf der Welt begegnet, in eine kausale Kette bringen wollen. Doch die Welt lässt sich nicht einfach als ein endliches System von kausalen Beziehungen darstellen, die diese Welt konstituieren, sondern sie ist eine sich dynamisch immer weiter entfaltende Struktur, die alle vorhandenen Variationen enthält und realisiert. Erst die fraktale Perspektive ermöglicht uns einen Blickwinkel, aus dem die Komplexität der Welt erkennbar wird, aus dem das Chaos der Welt sich nicht reduzieren, sondern erklären, vorhersagen und strukturieren lässt. Doch was genau ist die fraktale Perspektive? Die Antwort auf diese Frage bietet Marianna Leonova in ihrer narratologischen Studie. Sie gibt eine Übersicht über bisherige Untersuchungen zu komplexer Perspektivierung in der Narratologie und präsentiert eine Definition der fraktalen Perspektive einschließlich ihrer Realisierbarkeit in Prosa, Lyrik, Massenmedien und Film. Durch die Analyse von Beispielen aus fünf Nationalkulturen werden die Substanz und die Universalität der fraktalen Perspektive vor Augen geführt. Die Methode eröffnet nicht nur Literatur- und Medienwissenschaftlern, sondern auch Genderforschern und Soziologen die Möglichkeit, das jeweilige Untersuchungsobjekt neu zu sehen, neu zu interpretieren und neu zu bewerten.
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