Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht das kritische Potenzial der Hauptfigur aus Frank Wedekinds ‚Lulu-Dramen‘, der schillernden und schwer fassbaren Figur der Lulu. Auffallend ist die Pluralität der Lulu-Interpretationen im Laufe der Rezeptionsgeschichte von Wedekinds Drama. Lulu wurde von den Kritikern als das ewig Weibliche, als Femme fatale, als Femme enfant, als Naturprinzip, als Verkörperung einer ursprünglichen Sinnlichkeit, als Verkörperung des reinen Triebes oder in krassem Gegensatz dazu, sogar der unbedingten Moral gesehen. Die Uneinheitlichkeit der Darstellung der Hauptfigur, sowie der Interpretationen scheint dabei das einzig zentrale Merkmal des Lulu-Dramenkomplexes zu sein. Dies geht soweit, dass es angesichts der gegensätzlichen Interpretationen angemessen erscheint, auch abgesehen von den verschiedenen Textfassungen von den verschiedenen ‚Lulus‘ der Interpreten zu sprechen. Gerade die Tatsache, dass Wedekinds ‚Lulu‘ bis in die jüngste Zeit auf das lebhafteste kritische Interesse gestoßen ist und auf sehr unterschiedliche Weise rezipiert wurde und wird, zeigt, dass die Diskussion noch lange nicht erschöpft ist und ‚Lulu‘ eine Schlüsselfigur ist, an der sich unterschiedliche Vorstellungen von Weiblichkeit entzünden. Die vorliegende Arbeit versucht die Lulu-Gestalt – oder Lulu-Gestalten zu fassen, indem sie allgemein fragt, inwiefern die Lulu Figur als Teil des Weiblichkeitsdiskurses ihrer Zeit, also der Zeit um 1900 gesehen werden kann und inwiefern sie diesen Bezugsrahmen transzendiert und schon auf ein moderneres Frauenbild hinweist.