Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,5, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Historisches Seminar), Veranstaltung: Hauptseminar Die Bürgerschaft der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung Oft stoßen wir in der Gegenwart auf Risse in der Gesellschaft, die ihre eigentlichen Wurzeln nicht in der Neuzeit haben, sondern weit in das frühe Mittelalter zurückreichen. Das jüdisch-christliche Verhältnis war in der Spätantike von relativer Koexistenz und mit Beginn des Mittelalters von einem leichtem Auf und Ab geprägt. Dies änderte sich jedoch Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts, als zuerst kleinere und dann größere religiösen Verfolgungswellen die jüdischen Gemeinden heimsuchten. Diese Entwicklung fand ihren Höhepunkt in den Verfolgungen zur Zeit des „Schwarzen Todes in den Jahren 1348-1350. Besonders hart trafen die Pogrome die Juden in der Reichstadt Frankfurt; genossen sie doch hier bis vier Wochen vor dem Morden den Schutz des Kaisers, bis dieser seine Schutzrechte dem Rat der Stadt Frankfurt übertrug, der von dort an ihr Wohlergehen sichern sollte. Ohne kaiserlichen Schutz sahen sich die Frankfurter Juden aber einer existentiellen Bedrohung gegenüber, die aus mehreren Faktoren bestand. Religiöse Geißlerscharen zogen vom Süden des Reiches heran und erhielten Unterstützung von der Frucht vor der herannahenden Pest und den schnell um sich greifenden Vorwürfen der Brunnenvergiftung an die Juden. In der nachfolgenden Arbeit soll deshalb geklärt werden, was zum einen das Ausmaß und den Ursprung der Zweiten Judenschlacht in Frankfurt ausmachte und inwiefern dieser Pogrom einen Wendepunkt in der immer schon vorhandenen Judenfeindschaft darstellt. Desweiteren soll der Frage nachgegangen werden, welche äußeren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen diese Entwicklung womöglich noch unterstützt haben. Es erscheint nach der ersten Analyse der Sachverhalts nicht schlüssig, dass Verfolgungen, wie in manchen Quellen angeführt, „spontane Reaktionen“ einer aufgewühlten Bevölkerung waren, die lediglich wilden, in die Stadt einfallenden, religiösen, Geißlerscharen etwas Unterstützung leisteten. Man kann durchaus die These vertreten, dass ein Großteil der Judenfeindschaft „bürgerlichen Ursprungs“ war, der im Gegensatz zu früheren antijüdischen Ausschreitungen nun die klar prägende Kraft war. Anhand der Geschehnisse des 24. Juli 1349 in Frankfurt soll dieser Frage im Folgenden nachgegangen werden. Zur besseren zeitlichen Orientierung in der Thematik ist dieser Arbeit eine Zeittafel am Ende angefügt.