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Griechenland hatte schon einmal bessere Presse. 1896 reiste der junge französischer Autor und Literaturkritiker Charles Maurras zur Olympiade nach Athen. Seine Neigung zur Klassik erhielt dort tatsächlich neue Nahrung, und weil Maurras Politik und Ästhetik kaum trennte, wurde daraus die Vorstellung, Frankreich müsse das große Erbe griechischer Ordnung und Harmonie antreten: kein republikanisches Frankreich freilich, sondern ein katholisches mit einer erneuerten Monarchie, für die der agnostische, durchaus auch mit Auguste Comtes Positivismus operierende Royalist allerdings keine Anhänglichkeit an irgendein Königshaus, sondern schlicht die Vernunft geltend machte. Solche Verknüpfungen mögen sich zwar im Rückblick äußerst seltsam ausnehmen. Aber wer die moderne Geschichte politisch-intellektueller Haltungen in unserem Nachbarland verstehen möchte, muss auch sie näher in den Blick fassen: Maurras blieb schließlich bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine Figur mit Ausstrahlung und die von ihm mitgeprägte Action française eine nicht zu vernachlässigende Option am rechten politischen Rand. Man kann dazu nun auf einen Band des emeritierten Freiburger Professors für französische Literaturwissenschaft Joseph Jurt zurückgreifen, der einen knapp gefassten Überblick dieser Geschichte intellektueller Positionen präsentiert. Notgedrungen fällt in diesem Format manches etwas kursorisch aus. Aber für eine gute Orientierung im Längsschnitt, samt Verweisen auf mehr ins Detail gehende Studien, ist diese von der Dreyfus-Affäre bis zu Algerienkrieg und Mai 68 reichende Darstellung sehr zu empfehlen. (Joseph Jurt: "Frankreichs engagierte Intellektuelle". Von Zola bis Bourdieu. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 288 S., geb., 24,- [Euro].) hmay
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