Jenny Treibel predigt Wasser und säuft doch Wein. In diesem als Komödie getarnten Roman von Fontane, der bis heute zu seinen erfolgreichsten gehört, treffen Besitzbürgertum und Bildungsbürgertum aufeinander. Anhand zweier Berliner Familien: den großbürgerlichen Treibels und den gebildeteren Schmidts, lässt Fontane die Gegensätze zwischen gehuldigten Idealen und gegensätzlichem Tun aufscheinen. Ein "Clash" von Moral und Pragmatismus. Eine verheuchelte, spießbürgerliche Gesellschaft, deren Handeln stets im Widerspruch zu ihren Worten steht, und die sich dieses Umstandes nicht einmal bewusst wird – diesen Schleier zu lüften, dazu war schon Fontane von Nöten. "Nein, Corinna, sage das nicht. Er sieht das Leben von der richtigen Seite an; er weiß, daß Geld eine Last ist und daß das Glück ganz wo anders liegt." Sie schwieg bei diesen Worten und seufzte nur leise. Dann aber fuhr sie fort: "Ach, meine liebe Corinna, glaube mir, kleine Verhältnisse, das ist das, was allein glücklich macht." "Der Roman soll ein Bild der Zeit sein, der wir selbst angehören, mindestens die Widerspiegelung eines Lebens, an dessen Grenze wir selbst noch standen oder von dem uns unsere Eltern noch erzählten." [Fontane] Null Papier Verlag