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2 Kundenbewertungen

Iris weiß nicht, was sie will, nur, was sie nicht will. Auch um zu flüchten, fliegt sie auf eine griechische Insel, überstürzt, allein, ratlos. Ausgerechnet auf eine Insel, auf der jeder Einheimische bewaffnet ist. Sie will zur Ruhe kommen und verstehen, was zwischen ihr und ihren Freundinnen Ela und Katja geschehen ist. Was die beiden überhaupt zu Freundinnen gemacht hat. Und draufkommen, warum sie Jahre mit Simon verbracht hat, obwohl sie das nie sein wollte: eine Frau in einer Beziehung, schon gar nicht mit einem Schriftsteller. Sie will nachdenken, über ihre Schwester, die hat, was ihr…mehr

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Produktbeschreibung
Iris weiß nicht, was sie will, nur, was sie nicht will. Auch um zu flüchten, fliegt sie auf eine griechische Insel, überstürzt, allein, ratlos. Ausgerechnet auf eine Insel, auf der jeder Einheimische bewaffnet ist. Sie will zur Ruhe kommen und verstehen, was zwischen ihr und ihren Freundinnen Ela und Katja geschehen ist. Was die beiden überhaupt zu Freundinnen gemacht hat. Und draufkommen, warum sie Jahre mit Simon verbracht hat, obwohl sie das nie sein wollte: eine Frau in einer Beziehung, schon gar nicht mit einem Schriftsteller. Sie will nachdenken, über ihre Schwester, die hat, was ihr fehlt, und über das unvollendete Manuskript der belgischen Autorin, das sie im Kühlschrank der Künstlerresidenz findet, für die sie so lange gearbeitet hat. Und sie fragt sich, was noch wichtig ist, wenn etwas, das ihr einmal alles bedeutet hat, egal geworden ist. Und warum sie sich immer zu wenig in ihr eigenes Leben involviert hat.Frauen, die beim Lachen sterben ist ein Roman über eine Freundschaft und die Sehnsucht nach dem Leben, das sich richtig anfühlt. Über das Scheitern und das Bedürfnis, sich selbst und allen anderen eine Geschichte zu erzählen, wenn man verlassen wird. Eine Geschichte, der, wie allen Geschichten, nicht zu trauen ist.

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Autorenporträt
1986 geboren, lebt als Autorin und Journalistin in Berlin. Sie hat Amerikanistik, Englische Literaturwissenschaft und Geschichte an der Universität Würzburg studiert und danach bei der dpa (Deutsche Presse-Agentur) gearbeitet. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie verschiedene Stipendien und war Stadtschreiberin in Kroatien und an der Nordsee.
Rezensionen
"Alexandra Stahl besitzt das Talent, mit schmalen Sätzen zu glänzen." Shirin Sojitrawalla, Deutschlandfunk

Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Einen Gesellschaftsroman von beeindruckender Klarheit und Kälte hält Rezensentin Marie Schoeß mit dem neuen Buch von Alexandra Stahl in den Händen. Stahlhart ist die Hauptfigur Iris in ihrem Blick auf das eigene Leben, so Schoeß, sie ist, wie ihre zwei Freundinnen, um die es ebenfalls geht, in der Nähe der 40 und führt ein saturiertes, aber unbefriedigendes Leben, arbeitet für eine Künstlerresidenz und plant mit ihrem Partner die Erziehung eines Kindes, das freilich noch nicht im Anmarsch ist. Im Kern ist das laut Schoeß ein Buch über die Frage, wie man dem eigenen Leben Sinn verleihen kann, wenn die traditionellen privaten und beruflichen Sinnangebote ins Leere laufen. Gut gefällt der Rezensentin die Erzählweise, Stahls Text entfaltet sich zwar flüssig, zwischendrin baut die Autorin jedoch immer wieder kleine Irritationen in Form kurzer Sätze ein. Keineswegs ist das nur ein weiteres Buch über Trendthemen wie Berlin und Corona (darum geht es also auch), stellt Schoeß klar. Vielmehr wird hier eine hochinteressante Perspektive auf die Gegenwart angeboten, die sich simplen Identifikationsmustern verweigert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.05.2024

Mein Happy End bin ich selbst!
Alexandra Stahl erklärt, wie man sich in Berlin die richtige Geschichte über das eigene Leben erzählt

"Wie hält man das Leben aus? Gar nicht. Und in der immer gleichen Bar", hieß es in Alexandra Stahls Debütroman "Männer ohne Möbel" (2021) über eine junge Frau namens Ellie, die in Berlin-Neukölln auf der Suche nach Liebe an Tresen, auf Dating-Apps und in wildfremden Betten vor allem Einsamkeit findet. "Wahrscheinlich wird sich nie etwas ändern", hieß es dort lakonisch, "aber morgen rede ich mir wieder das Gegenteil ein." Das war eine Prophezeiung, die sich erfüllt hat. Denn das Leben von Ellie, die in der Volkshochschule Neukölln einen (real existierenden) Kurs belegt, in dem man lernt, "sich selbst wie eine Romanfigur zu betrachten und sein Leben wie ein Lieblingsbuch aufzuschreiben", erfährt in Stahls zweitem Roman, "Frauen, die beim Lachen sterben", eine erzählerische Fortsetzung. Unter anderem Namen.

So wie einst ihre Vorgängerin Ellie sucht im neuen Buch nun Iris nur ein paar Straßenzüge weiter im glückselig-kreativen Kreuzberger Graefe-Kiez nach einem Mann, der sich einmal nicht für jemand anderen hält, und nach Frauenfreundschaften, in denen man über die eigentlichen Fragen der Existenz nicht einfach hinweglacht. Stahls literarische Doppelfigur hat einen Erkenntnisprozess durchlaufen: Iris weiß, dass man Nähe auch ertragen und Liebe auch aushalten muss und dass man "wenig ändern kann, auch wenn man alles begriffen hat". Mit Anfang vierzig stellt sie an Heiligabend auf einer griechischen Insel fest, wie sinnlos es war, sich in Berlin ständig zu erzählen, "wer wir sind und welche Leben wir führen und warum wir diese Leben führen, und wie viel Bestätigung, Zuspruch, Applaus wir gebraucht hatten, wie empfindlich wir gewesen waren, wie ernst wir uns genommen hatten".

Wer meint, es handele sich hier um einen weiteren Berlin-Roman, der das Lebensgefühl auf dem Grat zwischen Individualismus und Egomanie, zwischen Ungebundenheit und Haltlosigkeit, zwischen genussvoller Intensität und Suchtproblematik taxiert, der liegt richtig. Allerdings blickt Alexandra Stahl anders als die meisten Apologeten der "Arm, aber sexy"-Romantik ohne Künstlerpose, Berlin-Popanz und Verklärung dauerimprovisierter Lebensentwürfe auf ihre Zeitgenossen. Stahl trat erstmals 2019 beim literarischen Nachwuchswettbewerb "Open Mike" in Neukölln in Erscheinung und tauschte anschließend ihre langjährige Arbeit als Agentur-Journalistin gegen das Dasein als freie Autorin. Mit der Berliner Künstlerszene geht sie in ihrem Roman ebenso humorvoll wie unerbittlich ins Gericht. Hier ein freier Grafikdesigner von fünfzig Jahren, dessen scheinheilige Feminismus-Pose Iris sofort durchschaut, und dort ein egozentrischer, selbstverliebter Autor, der mit den "echten Gefühlen" eines Mannes beim Bachmann-Wettbewerb gnadenlos untergeht.

"Immer diese Männer mit ihren Wichtigkeiten und ihren Witzen zwischen den Wichtigkeiten" - dieses Zitat von Ingeborg Bachmann legt Stahl ihrer Heldin in den Mund. Mit ihr teilt Iris nicht nur die Leidenschaft für Rom, sondern auch ein experimentierfreudiges Verhältnis zu Männern und eine gewisse Schwäche für den Rausch. Anders als viele Neu-Berliner Freigeister erkennt Iris immerhin früh: "Ich wusste, dass ich keine Künstlerin war." Einst hatte sie mit "unangemessen guter Laune" beim Gedanken an ihre Zukunft beschlossen, nach Berlin zu ziehen, ohne zu wissen, worauf sie in der Hauptstadt der Vorläufigkeiten eigentlich hinauswollte. Es folgten ein halbes Semester Archäologie, ein paar Nebenjobs und siebzehn Jahre als Verwalterin einer Künstlerresidenz. Der erste Lockdown führt Iris dann vor Augen, dass sie ihr Leben mit anderen Dingen als Honorarverträgen, Get-together-Events, Schlüsselübergaben und Putzplänen verbringen könnte. Nur, womit dann?

Das Unfertige und Suchende, die Angst davor, irgendwo anzukommen und stehen zu bleiben, bestimmen auch das Erzählprinzip des Romans. Im Parlando-Ton springt Stahl zwischen Zeitebenen und Entwicklungsstufen ihrer Icherzählerin hin und her, überschneidet schwärmerische Beschreibungen ihres Fluchtorts Griechenland mit unverbindlichen Liebschaften und komplizierten Freundschaften in Berlin, wechselt von Anekdoten aus dem Kulturbetrieb zu so leichtfüßigen wie hintergründigen Exkursen über die Symbolik von Herdplatten, den Siegeszug der Haferflocken oder die Abwägung zwischen Liebesbeziehungen und Haustieren. Die Zeiten, in denen Iris mit ihren Freundinnen über Stunden, Nächte und schließlich Jahre in Getränken und Gesprächen über "das Leben" versank, sind vorbei. Ela, einst Lehrerin an einer Kreuzberger Brennpunktschule, erwartet das erste Kind und führt nun im bürgerlichen Rixdorf eine "Bio-Boutique", in der die ernährungsbewusste Klientel am "Discodonnerstag" mit Sekt und Hits der Achtziger empfangen wird. Auch die geschäftstüchtige Katja, die nach ihrer Hochzeit mit einem depressiven Schweizer Chirurgen in einen der gläsernen Wohn-Sarkophage am Potsdamer Platz zieht, lässt Iris mit ihrer Weigerung allein, sich den Konventionen des Erwachsenseins zu fügen.

"Ich kann keine Geschichten erzählen", gibt Iris einmal zu Protokoll, und genau das macht ihre assoziativ gesteuerte Berlin-Erzählung so gelassen, eindringlich und weniger angestrengt als etwa die Neuköllner Nahkampf-Berichte von Behzad Karim Khani oder Finn Job. Hier wirkt nichts exaltiert, kalkuliert und arrangiert; alles folgt dem weisen Prinzip der Protagonistin: "Ich hatte mich daran gewöhnt, über Dinge nachzudenken, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Wozu auch, gab es ein Preisgeld?" CORNELIUS WÜLLENKEMPER

Alexandra Stahl: "Frauen, die beim Lachen sterben". Roman.

Verlag Jung und Jung, Salzburg 2024. 224 S., geb., 23,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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