Examensarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, , Sprache: Deutsch, Abstract: «Die Geschichtslosigkeit der Frauen wird durch die Geschichtsschreibung hergestellt». So fasst die Historikerin MARIELOUISE JANNSEN-JURREIT ihre Kritik an der offiziellen Geschichtsschreibung zusammen und meint damit die Anzahl der erfassten weiblichen historischen Personen. In ihre Analyse schließt sie nicht nur moderne Geschichtswerke ein, sondern beginnt mit sehr alten Schriften. Inwiefern hat sie also Recht mit der Annahme, dass bereits in der Antike die Frauen in der Geschichtsschreibung zu wenig berücksichtigt worden sind? Die umfangreichste, antike Historiographie lieferte – nach Sallust und seinen historischen Monographien – Titus Livius mit seiner Schrift Ab urbe condita. Der Teil, der erhalten ist, umfasst fast 760 Jahre in 142 Büchern und behandelt, schon dem Namen nach, die römische Geschichte von der legendären Gründung Roms bis kurz nach der Zeitwende. Hinter Livius Geschichtswerk verbirgt sich ein faszinierender Reichtum an Beschreibungen der römischen Welt, die es erschwert, einzelne, spezifische Themen separat zu behandeln. Die verhältnismäßig große Menge an weiblichen Figuren bietet jedoch eine gute Grundlage zur Erforschung der Rolle der Frau in der römischen Geschichtsschreibung. Als Beispiele sind im ersten Buch Tanaquil oder Tullia zu nennen, die jeweils ihren Ehemännern auf den Königsthron verhelfen, oder Hispala Faecenia, die im 39. Buch durch ihren Verrat den Bacchanalienskandal auslöst, sowie Vestia Oppia und Pacula Cluvia, die sich während des Zweiten Punischen Krieges um den römischen Staat verdient gemacht hatten und dafür belohnt wurden. Es finden sich viele weitere, auch namentlich genannte Frauen, denen Livius eine Bedeutung in seinem Werk einräumt. Für diese Arbeit soll allerdings aufgrund der Länge der Episoden und ihres allgemeinen Bekanntheitsgrades das Hauptaugenmerk auf Lucretia und Verginia im ersten und dritten Buch liegen. Neben Livius wird Sallust als Quelle dienen, der in der Fachliteratur immer wieder als der fähigste römische Historiograph bezeichnet wird. Die beiden Frauen Fulvia und Sempronia stechen als einzige namentlich erwähnte Frauen aus der sonst männerdominierten Schrift Bellum Catilinarium so explizit heraus, dass sich auch hier eine tiefergehende Betrachtung lohnt.