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Die Halbwaise Molly lebt zufrieden und behütet mit ihrem Vater, einem angesehenen Landarzt, in dem kleinen Ort Hollingford. Außer ihrem Vater, den das junge Mädchen abgöttisch liebt, braucht Molly eigentlich nichts weiter, um glücklich zu sein. Doch Dr. Gibson ist überzeugt, dass Molly durch den Verlust der Mutter die nötige weibliche Führung fehlt und beschließt, erneut zu heiraten. Mit der Ankunft der "neuen Mama", die eine Tochter aus erster Ehe mit in den Haushalt bringt, ändert sich Mollys Leben von Grund auf. War bisher ihre größte Sorge, wie sie es einrichten kann, möglichst viel Zeit…mehr

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Produktbeschreibung
Die Halbwaise Molly lebt zufrieden und behütet mit ihrem Vater, einem angesehenen Landarzt, in dem kleinen Ort Hollingford. Außer ihrem Vater, den das junge Mädchen abgöttisch liebt, braucht Molly eigentlich nichts weiter, um glücklich zu sein. Doch Dr. Gibson ist überzeugt, dass Molly durch den Verlust der Mutter die nötige weibliche Führung fehlt und beschließt, erneut zu heiraten. Mit der Ankunft der "neuen Mama", die eine Tochter aus erster Ehe mit in den Haushalt bringt, ändert sich Mollys Leben von Grund auf. War bisher ihre größte Sorge, wie sie es einrichten kann, möglichst viel Zeit mit ihrem vielbeschäftigten Vater zu verbringen, sieht sie sich nun konfrontiert mit einer unerwünschten Stiefmutter, einer ungestümen Stiefschwester, belastenden Geheimnissen, dem Klatsch einer Kleinstadt und nicht zuletzt mit der Zuneigung für einen jungen Mann, der für sie nur freundschaftliche Gedanken hegt. Elisabeth Gaskells letzter Roman beleuchtet eindrucksvoll die Hierarchien, sozialen Werte und Befindlichkeiten im England des frühen neunzehnten Jahrhunderts. Mit feiner Ironie zeichnet Gaskell, die häufig in einem Atemzug mit Jane Austen genannt wird, ein detailliertes Bild einer Gesellschaft im Umbruch. "Wives and daughters" wurde 1999 mit großem Erfolg unter der Regie von Nicholas Renton für die BBC als vierteilige Miniserie verfilmt. Überarbeitete Fassung der Übersetzung von August Kretzschmar mit zusätzlichen Anmerkungen.

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Autorenporträt
Elizabeth Gaskell wurde 1810 in London geboren. Sie lebte mit ihrem Ehemann William, einem unitarischen Geistlichen, in Manchester. »Mary Barton«, ihr erster Industrieroman, erschien 1848 und brachte sie in Kontakt mit Charles Dickens. Mit der Schriftstellerin Charlotte Brontë war sie eng befreundet und schrieb nach deren Tod eine Biographie, die 1857 erschien; »Das Leben der Charlotte Brontë«. Gaskell publizierte mehrere Erzählsammlungen und Romane, erlangte mit ihren Romanen »Cranford« (1853) und »North and South« (1855) größere literarische Bekanntheit. »Frauen und Töchter« ist ihr letzter Roman, der stilistisch an die Werke Jane Austens erinnert. Elizabeth Gaskell starb 1865 in Holybourne, Hampshire.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2015

Herzen in Aufruhr

Elizabeth Gaskells Roman "Frauen und Töchter" erzählt mit Witz und Charme von den Aufregungen des viktorianischen Landlebens.

Von Tobias Döring

Als gewissenhafter Landarzt ist Mr. Gibson zwar auch chirurgisch ausgebildet, doch nie hat er gelernt, das weibliche Herz zu sezieren. Die Aufgabe fällt daher der Erzählerin zu, die sich darin meisterlich bewährt. Detailgenau, behutsam und mit dezentem Witz entfaltet sie für ihre Leser eine Alltagswelt, deren ländlich abgeschiedenes Leben keineswegs von schicksalshaften Herzenswirren frei ist, wie sie sich nur in der ausschweifenden Fülle eines viktorianischen Romans erzählen lassen. Das Wunderbare ist, dass wir bei aller Anteilnahme auf Distanz gehalten werden und meist eher als die handelnden Figuren ahnen, was ihnen bevorsteht. Und das Ende der Geschichte müssen wir selbst imaginieren, denn die letzten Seiten wurden nie geschrieben. Kurz vor dem Finale ihres Fortsetzungsromans starb die Autorin.

Noch immer ist Elizabeth Gaskell (1810 bis 1865), deren Erzählkunst eine Brücke von Jane Austen zu Charles Dickens schlägt, bei uns zu entdecken. Ihre eindringlichen Industrieromane, die in England gleichermaßen Literatur- wie Sozialgeschichte schrieben und dafür von Karl Marx gerühmt wurden, sind so wenig in adäquaten Ausgaben greifbar wie ihre subtilen Erkundungen des vorindustriellen Landlebens, dem sie entstammte. Es ist an der Zeit, dass dieser Könnerin der Herzens- und Gesellschaftsanalyse eine deutsche Gesamtausgabe gewidmet wird. Immerhin lässt Manesse einem Band mit Erzählungen von 2010 jetzt eine Neuauflage ihres Vermächtnisromans folgen.

Heimliche Heldin des ausgedehnten Plots um die Heiratspolitik des Landadels ist Molly, Tochter besagten Landarztes. Der, früh verwitwet, heiratet aufs Neue, und mit der neuen Frau kommt eine Stieftochter ins Haus, die sämtlichen Männern den Kopf verdreht. Auch Mollys unstandesgemäße Leidenschaft für einen Adelsspross wird einer harten Probe unterzogen. Eingebettet wird dies in ein Beziehungsgeflecht der ländlichen Lebenswelt zu Beginn des neunzehnten Jahrhundert, noch ehe die Eisenbahn für Abwechslung sorgen konnte. Alle Aufregung liegt hier im Unspektakulären. Kein Geringerer als Henry James rühmte 1866 den Roman, weil er sämtliche Figuren so lebhaft schildert, dass wir uns ihnen leibhaftig nahe fühlen. Und jetzt, da die Tage kürzer werden, kann man sich nichts Schöneres vornehmen, als lange Abende in dieser Gesellschaft zu verbringen.

Elizabeth Gaskell: "Frauen und Töchter". Roman.

Aus dem Englischen von Andrea Ott. Manesse Verlag, Zürich 2015. 870 S., geb., 26,90 [Euro].

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