Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Latinistik - Literatur, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Klassische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Corpus der Briefe von Plinius dem Jüngeren (geb. 61 o. 62 n.Chr., gest. zwischen 112 u.115 n. Chr.) besteht aus 248 Briefen in neun Büchern und ist an 105 Adressaten gerichtet. Das zehnte Buch, das aus 121 Büchern besteht, kann gesondert betrachtet werden, da es sich um eine reine Korrespondenz mit dem Kaiser Trajan handelt. Plinius legte in seinen Briefen keinen Wert auf chronologische Reihenfolge. Tatsächlich scheinen seine Briefe nicht chronologisch angeordnet zu sein: Brief 2,1 wurde unmittelbar nach der Bestattung des Verginius Rufus verfasst und stammt aus dem Jahr 97, die Schlussverhandlung im Prozess gegen Marius in Brief 2,11-12 fand unter Trajans 3. Konsulat im Jahre 100 statt, aber die Niederschrift unter Nerva in 2,13 kann spätestens 98 verfasst worden sein, da Nerva bis zu der Zeit Kaiser war. Das ist ein schlüssiger Beweis für das Nicht-Einhalten der chronologischen Reihenfolge. Die Grundanforderungen an den Stil eines Briefes sind allgemein Klarheit (σαφήνεια) und angemessene Kürze; außerdem sollte er dem Umgangston gebildeter Personen nahestehen. Dabei sind Metaphern zu vermeiden, wobei Anekdoten und Sprichwörter als „Schmuck“ verwendet werden konnten. Die Briefliteratur gab es bereits vor Plinius: Cicero und Seneca haben vorher Briefe verfasst. Der Unterschied zu Plinius besteht jedoch darin, dass Lucilius, die Person, an die sich Seneca in seinen Briefen gerichtet hat, vermutlich rein fiktiv ist (Plinius hingegen hat an real existierende Personen geschrieben) und man kann sagen, dass Senecas Briefe moralisch belehren wollen (προτρεπτικός). Bei Plinius unterscheiden sich die Briefe von dieser Essay-Form und jeder Brief konzentriert sich normalerweise auf ein einzelnes Thema. Plinius will in seinen Briefen möglichst objektiv sein, er möchte epistulae curatius, curiosius, diligentius scriptae. Die Briefe von Cicero waren- im Gegensatz zu den Briefen des Plinius- nicht für die Veröffentlichung bestimmt. Der Brief wird also dadurch zur Literatur, dass er um seines Verfassers Willen veröffentlicht wird. Der Grund für die Veröffentlichung seiner Briefe lag sicherlich auch daran, dass Plinius viel Wert auf seinen eigenen Ruhm legte, da dieser der Weg zum Ziel der immortalitas war. Diese immortalitas konnte man am besten durch facta et scripta erreichen. Schon in der Antike wurden Briefe als Spiegel der Seele gesehen.