Fred Astaire in allen Facetten Er übte versessen, tanzte mit unglaublicher Hingabe - und wurde der beste Stepptänzer aller Zeiten: Fred Astaire. Er verkörperte den Höhepunkt einer Kunst, die mit ihm auch wieder unterging. Er strebte nach Perfektion, Eleganz und Schönheit, und doch musste er sich sein ganzes Leben gegen einen geradezu teuflischen Begleiter wehren, der ihn überreden will aufzuhören. >Frederick< erzählt von einem großen Künstler, seinem Weg aus der amerikanischen Provinz nach London, an den Broadway, nach Hollywood - und seinem stolzen Widerstand gegen alle Hinfälligkeit seiner Kunst und des Erfolges.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2016Per aspera ad Astaire?
Perikles Monioudis' Roman über den großen Tänzer
Fred Astaire galt der Welt als Vollendung des Tanzes, auch schon vor Beginn seiner Filmkarriere in Hollywood, das den 1899 in Omaha geborenen Sohn eines österreichischen Einwanderers erst mit vierunddreißig Jahren für sich entdeckte. Als Bühnentänzer hatte Frederick Austerlitz, wie der Geburtsname Astaires lautete, da schon längst die Vereinigten Staaten und vor allem Großbritannien erobert, anfangs noch gemeinsam mit seiner älteren Schwester Adele, die aber dann in den englischen Adel eingeheiratet hatte und damit ausfiel. Doch Astaire allein wurde noch erfolgreicher, und mit Ginger Rogers fand er auf der Leinwand eine neue Traumpartnerin. Die Eleganz seiner Bewegungen überstrahlte das durchschnittliche Aussehen des Stars.
Er führte auch ein eher durchschnittliches Leben - keine Skandale. Wenn man daraus einen Roman machen will, dann brauchte es dafür ebenfalls große stilistische Eleganz, um dieses Manko zu kaschieren. Dafür ist Perikles Monioudis nicht der rechte Autor. Der 1966 geborene Schweizer ist ein kluger Erzähler, aber seine Prosa funkelt wenig, und tänzeln tut sie schon gar nicht. Stattdessen richtet sein Roman "Frederick" immer wieder kursiv gedruckte Fragen an den Protagonisten, die vor allem auf "nicht wahr?" enden. Oder auch einmal lauten: "Wieviel ist einem Menschen von sich selbst zumutbar?" Das ist zugunsten einer tief existenzialistischen Ergründung dermaßen wenig elegant formuliert, dass auch die akribischen Beschreibungen von Filmtanzszenen nichts mehr retten können - zumal Monioudis es zuvor an entsprechend genauen Nacherzählungen der Bühnenauftritte hat fehlen lassen, weil er dazu kein Anschauungsmaterial besitzt. Aber das wäre ja die Kunst gewesen: über Astaire zu schreiben und dabei eigene Worte für das zu finden, was wir alle uns nur noch vorstellen können, während bei Youtube alles zu sehen ist, was ins Kino kam. Vor dieser Konkurrenz muss jedes Buch über Astaire zuschanden gehen. Von "Frederick" jedenfalls bleibt kein Eindruck zurück, der es auch nur mit einem Step-Schritt des Meisters aufnehmen könnte. Per aspera führt kein Weg zu Astaire.
apl.
Perikles Monioudis: "Frederick". Roman.
dtv Verlagsgesellschaft, München 2016.
224 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perikles Monioudis' Roman über den großen Tänzer
Fred Astaire galt der Welt als Vollendung des Tanzes, auch schon vor Beginn seiner Filmkarriere in Hollywood, das den 1899 in Omaha geborenen Sohn eines österreichischen Einwanderers erst mit vierunddreißig Jahren für sich entdeckte. Als Bühnentänzer hatte Frederick Austerlitz, wie der Geburtsname Astaires lautete, da schon längst die Vereinigten Staaten und vor allem Großbritannien erobert, anfangs noch gemeinsam mit seiner älteren Schwester Adele, die aber dann in den englischen Adel eingeheiratet hatte und damit ausfiel. Doch Astaire allein wurde noch erfolgreicher, und mit Ginger Rogers fand er auf der Leinwand eine neue Traumpartnerin. Die Eleganz seiner Bewegungen überstrahlte das durchschnittliche Aussehen des Stars.
Er führte auch ein eher durchschnittliches Leben - keine Skandale. Wenn man daraus einen Roman machen will, dann brauchte es dafür ebenfalls große stilistische Eleganz, um dieses Manko zu kaschieren. Dafür ist Perikles Monioudis nicht der rechte Autor. Der 1966 geborene Schweizer ist ein kluger Erzähler, aber seine Prosa funkelt wenig, und tänzeln tut sie schon gar nicht. Stattdessen richtet sein Roman "Frederick" immer wieder kursiv gedruckte Fragen an den Protagonisten, die vor allem auf "nicht wahr?" enden. Oder auch einmal lauten: "Wieviel ist einem Menschen von sich selbst zumutbar?" Das ist zugunsten einer tief existenzialistischen Ergründung dermaßen wenig elegant formuliert, dass auch die akribischen Beschreibungen von Filmtanzszenen nichts mehr retten können - zumal Monioudis es zuvor an entsprechend genauen Nacherzählungen der Bühnenauftritte hat fehlen lassen, weil er dazu kein Anschauungsmaterial besitzt. Aber das wäre ja die Kunst gewesen: über Astaire zu schreiben und dabei eigene Worte für das zu finden, was wir alle uns nur noch vorstellen können, während bei Youtube alles zu sehen ist, was ins Kino kam. Vor dieser Konkurrenz muss jedes Buch über Astaire zuschanden gehen. Von "Frederick" jedenfalls bleibt kein Eindruck zurück, der es auch nur mit einem Step-Schritt des Meisters aufnehmen könnte. Per aspera führt kein Weg zu Astaire.
apl.
Perikles Monioudis: "Frederick". Roman.
dtv Verlagsgesellschaft, München 2016.
224 S., geb., 19,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Beatrice Eichmann-Leutenegger lernt einen skrupulösen Star kennen in Perikles Monioudis' Romanbiografie über Fred Astaire. Fein facettiert und unaufdringlich wie es ist, gefällt ihr das Lehrstück über Leidenschaft, flüchtige Schönheit und den Preis des Erfolgs. Dass der Autor sich einer geheimnisvollen Trickster-Figur bedient, um Astaires Zerrissenheit darzustellen, findet die Rezensentin zwar gewöhnungsbedürftig, aber schließlich in Ordnung. Trotz aller Handlungsarmut in der Geschichte anerkennt sie doch die große Rechercheleistung des Autors. In seinen besten, eindringlichen Passagen, meint sie, nähert sich das Buch einer Innensicht eines sehr distanzierten Künstlers.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Der Roman wird eindrucksvoll getragen von einer großen Faszination für diesen 'Künstler ohne Defizite' - und für seine Filme. Manuela Reichart kulturradio.de 20160726