Das menschliche Bewusstsein ist ein Wunder: es ermöglicht das Nachdenken des Menschen über sich selbst und liefert kreative Handlungsoptionen. Das Bewusstsein ist aber auch ein vertracktes Instrument: Um vermeintlich dem Vorteil oder dem Schutz des Menschen zu dienen, fälscht es die Selbsteinschätzung, stellt fehleranfällige Vergleiche an und sorgt dafür, dass Menschen bei ihrer Willensbildung durch Illusionen motiviert werden. Im Ergebnis: der Mensch besitzt keinen freien Willen, weil er sein eigenes Bewusstsein nicht kontrollieren kann! Die meisten Menschen gehen jedoch davon aus, dass wir zumindest in gewissem Umfang über Willensfreiheit verfügen. Unser Rechtsstaat würde angeblich sonst nicht funktionieren, es würde keine Verantwortung mehr übernommen und ohne Willensfreiheit wären wir ohnmächtige Marionetten! Der Essay »Frei ohne Willensfreiheit« zeigt, dass diese Einordnungen keineswegs zwangsläufig sind und teilweise auf unglücklichen Definitionen basieren, was denn überhaupt unter Willensfreiheit zu verstehen sei. Ohne Zweifel verfügt der Mensch über ein gewisses Maß an Freiheit in seinem Handeln! Er kann freier werden, indem er durch Erfahrung, Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion ein reiferes Bewusstsein entwickelt und in sich selbst »hineinzuhorchen« lernt. Wenn wir uns im Leben zunehmend von inneren und äußeren Zwängen loslösen, bedeutet das die Chance zu mehr Authentizität. Dieser Essay liefert ein neues Verständnis von Freiheit, das Respekt sowie Toleranz gegenüber den Bedingtheiten der Mitmenschen und gegenüber der eigenen Person beinhaltet. Mit zahlreichen Beispielen wird eine lebenspraxisnahe Philosophie vorgestellt, die sich als Lebenshilfe und nicht als akademisches Traktat versteht. Dennoch werden die erforderlichen theoretischen Überlegungen der Konzeption erläutert: der Zusammenhang mit der Denkschule des Determinismus wird aufgegriffen, die Ergebnisse der Hirnforschung werden eingeordnet, die Bedeutung der Vernunft und des moralischen Sollens, zum Beispiel des Kant'schen Kategorischen Imperativs und des Universalismus werden diskutiert und der Essay berührt das Thema, wie die Wahl des »Bösen« bei der Willensbildung in Bezug zum Freiheitsthema steht. Mit dieser Brücke zur philosophischen Fachdiskussion spricht der Essay auch Leserinnen und Leser an, die sich aus dem Blickwinkel einer ontologischen Einordnung mit der Thematik beschäftigen wollen.
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