Wie können Menschen seelsorglich begleitet werden, die mit Gewalt konfrontiert wurden? Thomas Thiel entwickelt vor dem Hintergrund seines Auslandseinsatzes in Kabul und seiner mehrjährigen Erfahrungen in der Begleitung traumatisierter Soldaten und Soldatinnen eine mehrdimensionale Seelsorgetheorie für Menschen, die mit Gewalt konfrontiert wurden. Im Gespräch mit biblischen Texten sowie antiker und zeitgenössischer Philosophie und Belletristik werden Grundlagen für ein erweitertes Seelsorgeverständnis gelegt. Er nimmt aktuelle Diskussionen der Psychotraumatologie über moralische Verletzungen, Scham und Schuld auf und vertieft diese spirituell. Selbstsorge und Leibsorge bilden dabei besondere Schwerpunkte seiner Arbeit. Der Autor erörtert im Diskurs mit Michel Foucault, wie das Frei-Sprechen in seinen verschiedenen Aspekten zum Wahr-Sagen führen kann. Im Zuge dessen verschränken sich die individuelle und die gesellschaftliche Perspektive zu einem Entwurf für eine allgemeine Seelsorgelehre.