"Eure Blicke begegnen sich in der Stille. Es braucht keine Worte. Dies ist eine ehrliche Begegnung." Zum ersten Mal sehen sie sich in einem Pub in South East London. Beide sind schwarz, beide haben schon in der Schule nicht recht dazugehört. Und beide versuchen nun als junge Künstler – er ist Fotograf, sie Tänzerin – ihren Platz zu finden in der englischen Hauptstadt, die sie mal umarmt und mal abstößt. Sie teilen so viel miteinander, die Liebe zu afroamerikanischen Autoren, zum Hip- Hop, und er weiß schon bei der ersten Begegnung, dass sie füreinander bestimmt sind. Aber sie bewegen sich nicht im luftleeren Raum, und die Welt kann ein grausamer Ort sein. Caleb Azumah Nelson erzählt auf schmerzlich schöne Weise die große Liebesgeschichte zweier junger Menschen und erkundet zugleich Fragen von Identität, Diskriminierung und Unterdrückung. Wie (über)lebt man in einer Welt, in der man nicht gesehen wird, in einer Gesellschaft, die einem ein Label aufdrückt? Was heißt es, jedes Mal Angst haben zu müssen, sobald man seine Wohnung verlässt, was, verletzlich zu sein, wenn nur Stärke zu zählen scheint? Und wie fühlt es sich an, in der Liebe Geborgenheit zu finden – und wieder zu verlieren? Caleb Azumah Nelson hat einen der aufre- gendsten und aufrichtigsten, einen der wichtigsten Debütromane des Jahres geschrieben.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Manuel Müller erlebt in Caleb Azumah Nelsons Roman, was es bedeuten kann, die eigenen Prägungen zu ernst zu nehmen. Der Protagonist, ein junger Schwarzer in London, ringt laut Müller mit seiner schwarzen Identität und mit dem Rassismus und errichtet dabei selber die Mauern, die er eigentlich durchbrechen möchte. Eine monomanische Selbstsuche, die nach Meinung des Rezensenten tragisch endet. Die Darstellung von "blackness", da schließt sich Müller der angelsächsischen Presse an, gelingt dem Autor gut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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