Hinter Franziska liegen zwei Jahre in Paris und eine auf erwachsene Art beendete Beziehung. In Sachen Selbstverwirklichung steht sie gut da - abgeschlossenes Studium, solides Einkommen, gesundes Sozialleben, untrügliches Stilempfinden - und doch scheint etwas zu fehlen. Auf der Suche nach der verlorenen Leichtigkeit sitzt sie in Cafés, arbeitet Aufträge ab, treibt Sport und trifft ihre Freund:innen. Um sie herum prallen Lebensentwürfe aufeinander, Stadtflucht und reflektierter Drogenkonsum, authentische Social-Media-Profile und künstlich beschworene Zwischenmenschlichkeit. Franziska beobachtet die Ambivalenzen ihrer Gegenwart ungerührt und schreibt darüber aus sicherer Distanz in einem Romanmanuskript - bis ein unabgeschlossenes Kapitel sie mit großer Wucht einholt. Mit feinem Humor und einer präzisen Sprache beschreibt Carla Kaspari ein Milieu, ohne ihre Protagonist:innen vorzuführen, aber auch ohne auf sie hereinzufallen.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Aurelie von Blazekovic wünscht Carla Kaspari wenigstens einen Bruchteil von dem Erfolg, den die Irin Sally Rooney momentan erlebt, an deren Bestseller sich Blazekovic bei der Lektüre von Kasparis Debüt erinnert fühlt. Es ist die zarte und dadurch umso schmerzvollere Ironie, der düster-dumpfe Humor, der die beiden Autorinnen verbindet. In "Freizeit" steht diese Ironie quasi für sich selbst, für jene "Uneigentlichkeit", die Kasparis Protagonistin und ironisiertes Alter Ego als so quälend empfindet, da sie ihr den Zugang zu jeder authentischen, unmittelbaren Erfahrung versperrt. Alles ist Klischee in dieser Welt, in der man sich "oft wie etwas vorkommt, aber nie etwas ist", beschreibt die Rezensentin. Genau das ist das Lebensgefühl, das die Autorin auf kunstvolle Weise zu fassen vermag. Die konsequente ironische Selbstreferentialität des Romans samt Vorwegnahme der eigenen Rezeption, erscheint der angetanen Rezensenten daher nur folgerichtig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Kaspari erzählt vom Ende der Leichtigkeit, von jungen Menschen, die zwischen Klimakrise, Pandemie und Kriegsnachrichten aufgerieben scheinen und sich dennoch zuerst mal um sich selbst kümmern müssen.« Philip Dulle Profil 20220916