„Fremde Treue“von William McIlvanney ist der vorläufige Abschlussband der Laidlaw-Trilogie (es kursiert die Information, dass der Autor an einem vierten Band arbeitet). Nach „Laidlaw“ und „Die Suche nach Tony Veitch“ ist es nun der Glasgower Detective Jack Laidlaw, der mit einem persönlichen
Verlust konfrontiert wird. Sein Bruder Scott ist bei einem Verkehrsunfall getötet worden, und Laidlaw…mehr„Fremde Treue“von William McIlvanney ist der vorläufige Abschlussband der Laidlaw-Trilogie (es kursiert die Information, dass der Autor an einem vierten Band arbeitet). Nach „Laidlaw“ und „Die Suche nach Tony Veitch“ ist es nun der Glasgower Detective Jack Laidlaw, der mit einem persönlichen Verlust konfrontiert wird. Sein Bruder Scott ist bei einem Verkehrsunfall getötet worden, und Laidlaw trauert, hadert aber auch mit der ganzen Welt. Er möchte verstehen, was geschehen ist, denn die offizielle Erklärung enthält viele Ungereimtheiten. Also nimmt er sich eine Woche frei und verlässt sein „natürliches Habitat“ Glasgow. Eine Reise in die Vergangenheit, nach Ayrshire, wo er aufgewachsen ist und sein Bruder noch immer lebte. Er findet heraus, dass dieser offenbar große Probleme hatte, denn vor sechzehn Jahren geschah etwas, das Scotts Leben komplett aus den Angeln hob. In Glasgow hingegen geht derweil das Leben seinen gewohnten Gang: ein Kollege informiert Laidlaw über die aktuellen Ereignisse in der Kriminellenszene und führt ihn so auf einen Spur, die neue Erklärungsansätze zum Tod seines Bruders liefert…
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, welch tiefgehenden Beschreibungen der menschlichen Natur ein Kriminalroman transportieren kann. Aber dazu bedarf es wohl eines solchen Ausnahmeautors, wie es der Schotte William McIlvanney zweifelsfrei ist. Er hat ein Anliegen, schaut über den Tellerrand hinaus, wenn er das Leben der „kleinen Leute“ beschreibt. Wenn er die Konsequenzen schildert, die diese Lebensumstände haben, es ist das Milieu, das die Menschen prägt. Dabei verfällt er aber nicht in depressives Lamentieren, sondern nutzt den ihm eigenen, trockenen Humor, was seine lakonischen Schilderungen nur umso eindringlicher beim Leser ankommen lässt.
Im Unterschied zu den beiden ersten Bänden der Trilogie erzählt McIlvanney in „Fremde Treue“ aus Jack Laidlaws Perspektive. Somit ist der Leser zum einen ganz nahe an dem Geschehen, zum anderen aber auch an den Gedanken und Empfindungen des Protagonisten, was die Distanz verringert und so ein intensives Leseerlebnis schafft. Schwarz/Weiß-Denken ist dem Autor fremd, und so sieht er die verschiedenen Facetten nicht nur bei seiner Hauptfigur, sondern auch bei den anderen Personen.
Es sind die Emotionen, das Mitgefühl, die Sympathien, aber auch die Wut, die McIlvanney bei seinen Lesern weckt, die die Lektüre der Laidlaw-Trilogie zu einem einzigartigen Leseerlebnis machen. Und auch sprachlich ist „Fremde Treue“, wie bereits die Vorgängerbände, auf höchstem Niveau. Ein besonderer Dank hier an Conny Lösch für die deutsche Übersetzung!