Freud war nicht nur Archäologe der menschlichen Seele, sondern auch Interpret literarischer Werke. Michael Rohrwasser stellt Freuds Kommentare zu C.F.Meyer, Wilhelm Jensen, Sophokles, Shakespeare, E.T.A. Hoffmann und Schnitzler vor; am Ende stehen Canettis Kommentare zu Freud. Rohrwasser untersucht Freuds Perspektive auf die Texte: Welchen Momenten der Literatur gilt sein Interesse? Welche Figuren, Verbindungen oder Lesarten bleiben unbeachtet? Woraus wird sein Interesse an Literatur gespeist und wie verwandeln sich die zitierten Bruchstücke in Freuds Konstruktionen? Man kann diese Fragen auch mit Freuds Worten stellen: Liest er mit »gleichschwebender Aufmerksamkeit« oder fixiert er »das eine Stück besonders scharf, eliminiert dafür ein anderes«? In diesem Wechselverhältnis von Psychoanalyse und Literatur stehen die kommentierten literarischen Texte und Freuds Selbstinszenierungen als Detektiv, als Archäologe oder Entschlüssler.
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